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Da kniete Gustav Adolph vor seiner Völker Schaar,
und rief zu Gott um Beistand und Rettung aus Gefahr;
und alle Krieger sanken mit ihm auf's Angesicht,
und durch die Lüfte drang es: HErr Gott, verlaß uns nicht!" —
Auf's Roß schwang sich der König, flog längs der Mauern hin,
zu Heldenmuth entflammend der Gottesstreiter Sinn:
Ist Gott mit uns im Kampfe, was fürchten wir den Tod?
Drum: „Gott mit uns!" die Lofung im Augenblick der Roth! —
Nicht Beutegier und Mordlust rief ihn aus Norden her,
nicht Ehr- und Ruhmsucht drückten in seine Hand die Wehr,
nicht eines Königs Machtspruch riß zur Begeistrung fort;
es galt dem freien Glauben an Luthers Bibelwort! —
Ein dicker Rauch verhüllte der Sonne Glanz und Schein,
laut donnert's aus Geschützen und Blitze zucken drein:
steht felsenfest auch Schweden im Meer von Menschenblut,
die Kraft der Helden schwindet beim Andrang neuer Fluth. —
Es dringt der König spähend in das Gewühl der Schlacht,
ein Aar, der für die Seinen in Todesnöthen wacht;
da schmettert eine Kugel ihm durch den linken Arm,
und aus der Wunde strömet ein Blutquell licht und warm. —
,Der König blutet!" Schrecken durchzückt die langen Reih'n;
noch lebt und ruft der Löwe: „Mit Gott zum Kampf hinein!"
Die Streitlust wächst und wüthet, die Kraft des Königs sinkt,
heran zu treuer Hilfe dem Lauenburg er winkt. —
Ist das nicht Gustav's Schimmel der reiterlos sich bäumt,
deß schlichter Zaum und Sattel von frischem Blute schäumt?
„Der König ist gefallen! Nach Rache schreit sein Blut!
Wo Friedlands Banner wehen, kühlt, Schweden, eure Wuth!"
,Folgt meinem Schwert!" ruft Bernhard von Weimar durch die
Schlacht,
daß in den Regimentern ein Löwengrimm erwacht,
daß Ein Gefühl Begeistrung in alle Seelen goß,
zu rächen ihren König, der hier sein Auge schloß. —
Der Tod hält seine Ernte, die Reihen werden licht,
der Schwede weicht und wanket vom ernsten Wahlplatz nicht;
am Wahlplatz fallen Tausend, mit frommer Rührung nennt
die Nachwelt noch das blaue und gelbe Regiment. —
Der stolze Friedland senkte den sieggewohnten Blick,
an seine Sohlen heftet sich schweres Mißgeschick;
der blut'ge Tag bei Lützen ward eine Schreckgestalt,
die seine Seele beugte mit sinsterer Gewalt. —
Es leuchtet über Schweden ein Nordlicht hoch und hehr,
bestrahlt mit Purpurröthe die Fluthen in dem Meer;
mit theuerm Blut erkaufte sich Schweden Waffenruhm;
Mit cheuerm Blut erlös'te es uns vom Pfaffenthum. —