193
allenthalben gemacht wurden, und er wußte sie zu deuten. Durch
einen mit Gold erkauften sächsischen Kanzelisten (Mentzel) hatte er
seit dem Jahre 1753 die Abschriften aller Verhandlungen
zwischen den Höfen von Wien, Petersburg und Dresden
erhalten, und sah nun, was ihm zugedacht. Aus den Verhand¬
lungen ging hervor, daß man ihn erst im Jahre 1757 feindlich
angreifen wolle. Der König beschloß aber, den Angriffen seiner
Gegner zuvorzukommen. Dem Könige von England, der ihn durch
seinen Gesandten bitten ließ, die Sache an sich kommen zu lassen,
antwortete er: „Glauben Sie, daß ich mir werde Nasenstüber ge¬
ben lassen? Bei Gott, das werde ich nicht leiden!" Ferner
schrieb er an denselben: „Besser zuvorkommen, als sich zu¬
vorkommen lassen."
Um jedoch den bösen Schein zu vermeiden, ließ er in Wien
anfragen, was die Kriegsrüstungen in Böhmen zu bedeuten hätten.
Darauf folgte aber eine ausweichende und nach Wiederholung
der Anfrage eine stolz abweisende Antwort. Plötzlich rückte da¬
her Friedrich, der geheim und unvermerkt seine Vorbereitungen ge¬
troffen hatte, — den 29. Aug. 1756 — mit 70000 Mann in
Sachsen ein. Er verlangte von August III. freien Durchzug
nach Böhmen und suchte ihn auf seine Seite zu ziehen. Da dieß
aber nicht gelang, sondern der Graf Brühl nur Neutralität ver¬
sprach, so glaubte Friedrich, einer zweideutigen Macht in seinem
Rücken die Waffen nicht in den Händen lassen zu dürfen, und
griff nun zur Gewalt.
Damit war der langandauernde Krieg, der später den Namen
des dritten schlesischen oder des siebenjährigen Krieges
erhalten hat, eröffnet.
Friedrich besetzt sächsische Städte und schließt das Lager der
Sachsen bei Pirna ein. — Die Schlacht bei Lowositz.
Friedrich rückte unaufhaltsam vorwärts, und besetzte schnell hin¬
ter einander Wittenberg, Torgau, Leipzig und andere Städte.
Von Schreck ergriffen, räumten die sächsischen Truppen, etwa
17000 an der Zahl, in Eile die Hauptstadt und bezogen an der
böhmischen Grenze, zwischen Pirna und der Festung Königstein,
Geschichtsfreund IV. '