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4) Die Volksbewegung in Mittelitalien, welche sich vor¬
züglich auf den Kirchenstaat erstreckte. Durch das Ein¬
schreiten der Oesterreicher wurde diese Bewegung, welche im
März 1831 begann, gar bald und ohne alles Blutvergießen
unterdrückt.
Deutschland nach der französischen Juli-Revolution.
Die Vorgänge in Frankreich wirkten auch erschütternd auf
Deutschland zurück. Es entstand eine fast allgemeine Bewe¬
gung der Gemüther, und in einigen Ländern schien die Sehnsucht
nach einer constitutionellen Berfasiung, welche schon im Jahre 1814
lebendig geworden war, aus einem langen Schlummer aufzuwachen.
An vielen Orten ging die Bewegung in Thaten über. In den
Monaten September und October 1830 entstanden in Hessen-Kasiel,
Braunschweig, Sachseu-Altenburg und Hannover mancherlei Auf¬
läufe uud stürmische Auftritte.*) In Braun schweig wurde das
Residenzschloß in Brand gesteckt, der Herzog Karl versagt und an
dessen Stelle sein jüngerer Bruder Wilhelm als Regent aner¬
kannt. Der König von Sachsen nahm den Prinzen Friedriche
seinen Neffen, der Kurfürst von Hessen seinen Sohn zum Mit¬
regenten an. In beiden Ländern wurden nun solche Consti¬
tutionen aufgestellt, wie sie in Baiern, Würtemberg und andern
deutschen Ländern in den verwichenen Jahren begründet worden
waren. Brauuschweig und Hannover unterwarfen ihre Länder we¬
nigstens einer zeitgemäßen Reform. Obgleich das Verlangen des
deutschen Volkes nach volksthümlicher Gesammtgestaltung und nach
Freiheit nicht zu einem allgemeinen Ausbruche und Ausdrucke
gekommen war, so gewann doch der Grundsatz, daß alle Staa¬
ten eine Verfassung bekommen und diese eine Wahrheit werden
mochte, immer mehr Ansehen in Deutschland.
Die Ereignisse in Frankreich, Belgien, Polen und Italien ver-
anlaßten die größern Mächte des Bundes, ihre Armeen auf den
*) Verhältnißmäßig ruhig blieb es damals besonders in den beiden grö¬
ßern Staaten, Preußen und Oesterreich.