Full text: [Enthaltend Denkwürdigkeiten und Lebensbeschreibungen aus der neuern und neuesten Geschichte] (Theil 4)

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laut, nahm noch einmal Arznei und schloß still liegend die Augen. 
Da ihn aber sein Freund, Dr. Jonas, der ihn nach Eisleben 
begleitet hatte, fragte: ,,Ehrwürdiger Vater, wollt Ihr auf die 
Lehre, die Ihr geprediget habt, sterben?" so antwortete er mit 
kräftiger Stimme: „Ja, ja!" — und entschlief. Es war am 18ten 
Februar 1546, und zwar Morgens um 2 Uhr, nachdem er 62 
Jahre, 3 Monate und einige Tage gelebt hatte. 
Der Kurfürst ließ, sobald er die Todesnachricht erhalten hatte, 
die Leiche, welche in einem zinnernen Sarge in die Kirche zu Eis¬ 
leben gebracht worden war, nach Wittenberg abholen. In 
allen Dörfern, durch welche der Trauerzug sich bewegte, wurde 
geläutet, aus der Nähe und Ferne strömte eine zahllose Menge her¬ 
bei mit unverkennbaren Zeichen herzlicher Theilnahme. In Halle, 
woselbst der Zug ebenfalls feierlich empfangen wurde und über¬ 
nachtete, nahm man von dem Gesichte des theuern Entschlafenen 
einen Wachsabdruck. Unter zahlreicher Begleitung und allgemei¬ 
ner Trauer kam die Leiche endlich in Wittenberg an (Mont. d. 
22sten Februar), wo sie mit großen Feierlichkeiten in der vom Kur¬ 
fürsten angewiesenen Gruft in die Schloßkirche — nicht fern von 
der Kanzel — zur Erde bestattet wurde. 
Dr. Pommer (Bugenhagen) und Melanchthon und Jonas 
hielten ihrem Freunde die Leichenreden. 
Luther's Ruhestätte wurde durch eine ganz einfache Grabschrift 
auf einer messingenen Tafel mit den Worten bezeichnet: „Hier ist 
der Leichnam Dr. M. Luther's begraben." Ein Denkmal, köst¬ 
licher, als viele schöne Worte, setzte ihm aber die Stimme des 
Volkes in dem Spruche: 
Gottes Wort und Luthers Lehr 
Vergehen nun und nimmermehr. 
Das herrlichste Denkmal setzte sich jedoch der große Mann 
selbst durch die Reformation, welche er durch Gottes Leitung 
anfing und bis zu seinem Tode sortsetzte. 
In ihm starb der erste große Volkslehrer der Deutschen, der 
Gottesmann, dessen Wort auf sein Volk, wie ein fruchtbarer Ge¬ 
witterregen ans ein dürstend Erdreich, herniedergefallen war. — 
Auf dem Marktplatze zu Wittenberg wurde am 31sten October 
1821 dem großen Reformator ein Denkmal errichtet, zu welchem
	        
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