Full text: [Enthaltend Denkwürdigkeiten und Lebensbeschreibungen aus der neuern und neuesten Geschichte] (Theil 4)

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stürmend die unglückliche Stadt nahmen. Jetzt ging es nun den 
Einwohnern schlimm; denn sie wurden ausgeplündert und furcht¬ 
bar gemißhandelt; die verübten Gräuel waren zum Theil noch grö¬ 
ßer, als die frühern der Westgothen und Vandalen. Der Papst 
selbst wurde in der Engelsburg hart belagert und so lange gefan¬ 
gen gehalten, bis er mit 100,000 Ducaten seine Freiheit erkaufen 
würde. Karl V. legte mit seinem ganzen Hofe Trauer an, um 
dem Papste zu zeigen, daß sein Heer ganz gegen seinen Wil¬ 
len den Angriff auf Rom unternommen habe. Für des Papstes 
Befreiung veranstaltete er Kirchengebete. Nach sechs Monaten ge¬ 
lang es endlich dem heiligen Vater, sich seine Freiheit durch die 
Flucht zu verschaffen. Bereits hatte er doch schon 200,000 Du¬ 
caten gezahlt, und so rettete er wenigstens die Hälfte der von ihm 
für seine Freiheit geforderten Summe. — 
Während Karl von Bourbon Rom belagerte, drang ein 
französisches Heer in das Königreich Neapel und bemächtigte 
sich dessen bis ans die Hauptstadt. Jetzt aber wendete sich das 
Glück. Andreas Doria, ein Genueser, welcher den Fran¬ 
zosen bisher mit einer Flotte beigestanden hatte, ging zu der Par¬ 
tei des Kaisers über; auch brach die Pest in dem Belageruugsheere 
aus, und wüthete in demselben so furchtbar, daß kaum ein einzi- 
ziger Franzose sein Vaterland wieder sah. Dessenungeachtet wünschte 
Karl — besonders wegen der kirchlichen Angelegenheiten in Deutsch¬ 
land und der Einfälle der Türken — den Krieg beendigt zu sehen. 
Im Jahre 1529 wurde auch wirklich zwischen Karl V. und Franz 
I. der Friede zu Cambrai geschlossen. *) Franz behielt B ur- 
gund, mußte aber auf alle Besitzungen in Italien verzichten und 
die Befreiung seiner als Geißeln gestellten Söhne mit einer großen 
Geldsumme (2 Millionen Kronen) erkaufen. 
Nach dem Abschlüsse des Friedens ging Karl nach Italien 
wo ihn der Papst Clemens VII. im Dome zu Bologna zum 
Könige von Italien und zum römischen Kaiser krönte (1530). Er 
*) Dieser Friede wurde von Karl's Tante, Margaretha, und von 
Franzen's Mutter, L oui se v on S av o y en, welche sich nach C amb r a i 
begeben hatten, woselbst sie zwei Nachbarhäuser bezogen, abgeschlossen; 
darum heißt er gewöhnlich: der Damen friede.
	        
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