/ 
— 193 — 
waren im gesammten Baiern nur noch zwei Linien, die ober- 
baierische oder Münchenische und die niederbaierische 
oder Landshutische. Die letztere nahte sich ihrem Ende, indem 
der nutzniesende Herzog Georg der Reiche nur noch eine Tochter, 
Elisabeth, hatte, welche an den Pfalzgrafen Ruprecht, den 
zweiten Sohn des Ehurfürsten Philipp von der Pfalz, vcr- 
heirathet war. Georg, der seiner Tochter sowie ihrem Gemahls 
auf das Innigste zugcthan war, beschloß, den Letzteren zu seinem 
Nachfolger zu ernennen und in den Besitz von Land und Leuten 
zu setzen. Er ließ hierüber ein Testament abfaffen und ersuchte 
sogar den Kaiser Maximilian um besten Bestätigung. Seine 
rechtskundigen Räthe stellten ihm zwar die Ungültigkeit eines sol¬ 
chen Testamentes vor, und der Kaiser wies die an ihn gemachte 
rechtswidrige Aumuthung geradezu von sich. Dennoch beharrte 
Georg bei seiner Anordnung mit einer solchen Hartnäckigkeit, daß 
er nicht nur mit den Bischöfen von Bamberg, Würzburg und 
Eichstädt, sondern selbst mit den Königen von Frankreich und 
Böhmen Bündnisse errichtete, seinem Tochtermanne Ruprecht ver¬ 
schiedene Städte einräumte und fremde Truppen in's Land zog. 
So starb er am l. December 1503 zu Ingolstadt und wurde 
zu Lands Hut, welche Stadt Ruprecht in Besitz hatte, beerdigt. 
Ein Fall wie dieser, bei welchem die Sache so klar durch 
die Rechte entschieden und bei dem gleichwohl ein so fürchterlicher 
Gegenbund vorhanden war, hatte sich kaum seit vielen Jahr¬ 
hunderten ergeben. Sogleich nach dem Hintritte des Herzogs 
suchten Ruprecht und Elisabeth die niederbaicrischen Landstände 
auf ihre Seite zu bringen; allein diese ließen Beide durch eine 
Gesandtschaft ersuchen, sie möchten sich ohne Einwilligung des 
Kaisers den Besitz von Land und Leuten nicht anmaßen, und fa߬ 
ten zugleich den Entschluß, daß man ein Regiment bestellen wolle, 
welches Georgs hintcrlassene Länder indessen regieren solle, bis 
der Kaiser als ordentlicher Richter die Sache entschieden haben 
werde. Ruprecht schien damit zufrieden und versprach bis dahin 
Alles im vorigen Zustande zu lassen. 
Maximilian ltid ohne Verzug die Parteien nach Augsburg, 
wohin er auch das Rcichskammcrgcricht von Regens bürg 
berief, und suchte zwischen den Streitenden einen Vergleich zu 
stiften. Allein Ruprecht, aufgereizt von seinen llmgebungen und 
vertrauend auf die großen Reichthümer seines Schwiegervaters 
II. 13
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.