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in Menge und wohlfeil; dann kannst du dir wieder etwas aus- 
suchen." 
Da man wußte, daß er ein großer Liebhaber von Malereien, 
gleichwie von den Künsten im Allgemeinen war, so flog ihm 
von allen Orten und Enden (gegen die Gebühr) sein unbestelltes 
Bildniß, mit Farben, in Kupferstich, auf Stein und auf Holz zu. 
Dieß vcranlaßte ihn einst, einem Maler zu sagen: „Jeder, der 
eine große Nase machen kann, kommt, uns damit zu beschenken. 
Wir haben aber deren jetzt schon so viele, daß es uns unmöglich 
ist, noch mehrere anzubringen. Lieber Mann, gebet dieses euern 
Kunstbrüdern ein wenig zu verstehen." 
Die ehrfurchtsvollen Gesinnungen, welche Maximilian stets 
gegen Gott und die Religion hegte,*) hinderten ihn nicht, die 
damalige Sittcnverdcrbniß der Geistlichen einzufehen. Als einst 
von der Regierung seiner Zeit die Rede war, sagte er: „Der 
liebe Gott muß halt das Beste dabei thun; denn jetzt ist das 
geistliche Regiment mit einem trunkenen Pfaffen (dem berüchtig¬ 
ten Julius II.) und das weltliche mit einem verwegenen Gem- 
senjägcr besetzt." 
*) Als frommer Christ versäumte er, wenn die Gelegenheit sich darbot, 
niemals, einer Proccssion beizuwohnen. Zm Jahre 1489 befand er 
sich am Palmsonntage in Schwäbisch - Hall, wo an gedachtem Tage 
eine Feierlichkeit zum Andenken des Einzuges Christi in Jerusalem 
gehalten ward (s. spater). Ein Bürger stellte den Heiland vor und 
ritt auf einem Esel, in Begleitung der Geistlichkeit, des Rathcs und 
des Volkes, durch's Thor nach der Kirche, wo ihn dann zwei Hascher 
oder Stadtknechte in Empfang nahmen und hineinführten. Maximilian 
wohnte der Procesilon bei; als er aber den Heiland von den Stadt¬ 
knechten fuhren sah, wendete er sich zu seinem Nachbar und sprach: 
„Ei, du mein Gott! haben denn die Schwäbisch - Haller Niemanden 
anders, als Büttel und Schergen, die den wackern Mann führen kön¬ 
nend" — Der Rath, welchem diese Aeußcrung bald hinterbracht ward, 
merkte sich solche und traf kurz daraus die Anordnung, daß der Hei¬ 
land hinfüro nicht mehr von zwei Stadtknechten, sondern von — zwei 
Rathsherren solle geführt werden. 
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