92
des Grenadiers, der dem Könige zu Fuß fiel und gestand, daß er
im Durchgehen durch den Thiergarten mit einem Bauermädchen
ein wenig im Grünen geruht habe und mit dieser den Korb
müsie verwechselt haben. Da sich die Gesellschaft für den Gre¬
nadier verwendete, so verzieh ihm der König und schenkte ihm
den Korb mit den Käsen obendrein.
Der König fand ein Vergnügen darin, seine Umgebungen in
Verlegenheit zu setzen, und die Art, wie sie sich daraus zogen,
diente ihm zum Beweise ihrer Geistesgegenwart. Einst, als einer
seiner Minister ihm bei der Tafel zur linken Hand saß, brachte
er eine Gesundheit aus und gab nach solcher seinem Nachbar
zur Rechten eine Ohrfeige mit den Worten: „gieb's weiter!"
Dieser gehorchte der Aufforderung, und so erhielt Jeder an der
Tafel von seinem Nachbar eine Ohrfeige mit dem Losungsworte:
„gieb's weiter!" Endlich traf die Reihe auch den Minister, der
zunächst am Könige saß. In diesem kritischen Augenblicke ließ
der Minister das Messer fallen, welches er in der Hand hielt.
Ein Lakei sprang sogleich hinzu, um es aufzuheben. Als er es
dem Minister darreichte, empfing er von diesem die Ohrfeige,
mit den Worten; „gieb's weiter!"
Das Tabaks-Collegium Friedrich Wilhelms I.,
Königs von Preußen.
Wir haben im Vorigen diesen Monarchen in allen seinen
Eigenthümlichkciten, sowohl als Regent, wie als Hausvater, ken¬
nen gelernt; cs bleibt nun noch übrig, einen Blick auf seine
Mußestunden zu werfen, von denen er die angenehmsten in einer,
bald nach dem Anfänge seiner Regierung von ihm gestifteten, Abend¬
gesellschaft verlebte, die unter dem Namen Tabaks-Collegium