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Jeder rauchte nach Belieben, das heisst, in möglichstem Ucbermaße. 
Brachte ein Gast seinen eignen, besseren Tabak mit, so wurde 
der König sehr ungehalten. Wein bekam Niemand, dagegen 
trank man gutes Bier. Es war zu diesem Bchufe eine silberne, 
drei Fuß hohe, und anderthalb Zentner schwere, mit branden- 
burgischen Denkmünzen und Thalcrn ausgelegtc Kanne aufgestellt, 
aus welcher das Bier vermittelst eines Hähnchens gezapft, und 
aus silbernen Bechern getrunken ward. So war cs in Berlin; 
in Potsdam und Wusterhausen hingegen ward jedem Gaste 
ein Krug mit Bier unb ein Glas vergcsetzt; man bediente sich 
selbst; denn die Dienerschaft wurde entfernt, klm sieben Uhr 
ward Butter, Brod und Käse aufgctragen, manchmal auch ein 
Schinken und Kalberbratcn auf einem Nebentische zu beliebigem 
Abschneiden ausgestellt. Zuweilen tractirte der König seine Gaste 
in der Nauchgesellschaft mit einem Gericht Fische und einem 
Salat, die er mit eigenen Händen zurichtele. „Dabei begann 
er — erzählt ein Augenzeuge — damit, die Hände zu waschen, 
che er den Fisch schlachtete; sobald die Stücke im Kessel waren, 
ging's wieder an's Waschen, um den Salat mit Salz und Essig 
anzumachen; dann wusch er sich, che er daS Oel daran that, 
und nun noch zweimal, bevor er den Fisch anrichtete und sich zu 
Tische setzte. Bei einem solchen Feste ward auch Wein gereicht. 
Die ganze Gesellschaft saß auf hölzernen Schemeln; doch war 
ein gepolsterter Stuhl vorhanden, auf welchem, nach des Königs 
Ermessen, zuweilen Derjenige zur scherzhaften Strafe sitzen musste, 
welcher etwas Ungebührliches geredet, oder fonst sich vergangen 
hatte. Des Königs Sitz war am Fenster, und er pflegte wohl, 
wenn er Jemand erblickte, der ihm interessant war, ihn ohne 
Umstände gleich heraufzurufcn. 
Zur Abwechselung verstattete der König der Gesellschaft eine 
Partie Schach oder ein anderes Brctfpiel; Karten waren nicht 
erlaubt. Er selbst pflegte dann mit dem General von Fla ns, 
einem pommerschen Edelmann von der derbsten Art, Tokadillc zu 
spielen, ein Bretspiel, bei welchem gewürfelt wird. Als der 
König dem General einst bemerklich machte, daß es für Beide 
nicht schicklich sey, wie die Schneider, ohne Einsatz zu spielen, 
und die Partie in Zukunft nicht anders, als um einen Groschen 
zu spielen erklärte, crwicderte Flans, der nur plattdeutsch sprach: 
„Del lat ick schonst dliven! Ew. Majestät werfen n'y byncch
	        
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