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nicht mehr bei Hofe erscheinen. Biltcn, Befehle, Drohungen 
waren vergeblich, man beschloß daher, ihn wie einen Fuchs oder 
Dachs aus seinem Loche hcrauszubrcnnen. Es wurde Bresche 
in die Thür geschlagen und durch die Oeffnung so viele Schwär¬ 
mer, Nacketen und hölzerne Granaten in das Zimmer geworfen, 
daß dasselbe ganz in Feuer kam, und Gundlings Schlafpelz und 
Betten in Brand gcriethen. Seine Angst, sein Schreien und 
Lärmen war fürchterlich, bis er sich endlich durch das Fenster 
rettete. 
Für alle die Neckereien und Beleidigungen fand Gundling 
indessen hinlängliche Entschädigung bei der Tafel und in dem 
Keller des Königs, die ihm immer offen standen. Auch-schmei¬ 
chelte cs seiner Eitelkeit nicht wenig, wenn er von auswärtigen 
Höfen mit Zuschriften beehrt ward, in denen man ihm das 
-Prädikat „Ezccllenz" beilegte, oder wenn für seine Schriften 
Ehrengeschenke cingingen. Für seine Abhandlung „Bestand des 
russischen Kaksertitels" schickte ihm die Kaiserin von Rußland 
vier goldene Medaillen, eine jede von 100 Thalern an Werth. 
Der König machte sich den Spaß, anstatt der Medaillen Feuer¬ 
steine in die, noch auf der Post befindliche, Schachtel zu legen; 
worüber Gundling, der bereits den Brief der Kaiserin erhalten 
hatte, nicht wenig betroffen war. Für eine denstKaiser Karl Vl. 
gewidmete Schrift „Iwperislia." erhielt er von diesem sein Portrait, 
mit Diamanten besetzt, an goldener Kette, 1000 Fhaler an Werth. 
Der König August von Polen, dem er bei seiner Anwesenheit in 
Berlin einige seiner Schriften überreichte, machte ihm ein Geschenk 
von 140 Stück Speckes-Dukaten. Diese wurden ihm von dessen 
Hoffourier, als er um Mitternacht abrcifte, im Schloßgarten 
übergeben. Hier lag Gundling ganz betrunken und wußte nicht, 
was um ihn her vorging. Der Hoffourier konnte also nichts 
weiter thun, als ihm das Geschenk in den Hut zu legen und 
einige der Anwesenden als Zeugen annehmen, daß er seinen 
Auftrag erfüllt habe. 
Gundling hatte seine Nolle noch nicht ausgespielt, als im 
Ickhre 1720 der Professor David Faßmann nach Berlin kam 
und in dem Tabakcollcgium eine zuvorkommende Aufnahme fand. 
Er hatte sich durch einige Schriften bekannt gemacht und schon 
1719 ein Werk herausgcgeben unter dem Titel: „Anspruch, 
Ruhm, Ez'cellenz und Vortreffiichkcit des Kriegs - und Soldaten-
	        
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