270 
Königreich zu besitzen, dem doch das Haus Stuart seinen Ursprung 
und die Königswürde verdankte, schien ihm wenig zu schmeicheln. 
Trunken von derFreude über sein Waffenglück und über den Zuwachs 
seiner sich täglich mehrenden Kampfgenossen, beschloß er, sobald 
wie möglich, den Marsch nach England anzutrcten, und der leb¬ 
haftesten Widerrede der vornehmsten schottischen Großen ungeachtet, 
wurde der Entschluß, die Eroberung Englands zu unternehmen, 
ausgeführt. 
Am ersten November verließ Karl Eduard, berauscht von 
den Schmeicheleien dürftiger Abenteurer und verführt von den 
Liebkosungen Iakobitischer Lady's, Edinburgh, an der Spitze von 
4500 Mann, um ein mächtiges, wohl vertheidigtes, gegen seine 
Familie größtenthcils feindlich gesinntes Reich zu erobern. Für 
eine gute Vorbedeutung ward cs gehalten, als schon am dritten 
Tage darauf die Nachricht einlief, daß zwe.i Schiffe, ein französi¬ 
sches und ein spanisches, beladen mit Geld, Waffen, Kriegs- 
vorräthen, sechs schwedischen Feldstücken und einem Detaschcment 
französischer Artilleristen, zu Montrose gelander waren; wirk¬ 
lich stieß auch diese Mannschaft bald zu dem Prinzen und verstärkte 
seine Macht durch die mitgebrachten Vorrathe. Muth und Ent¬ 
schlossenheit führten die Insurgenten bald über die schottische Grenze, 
und schon am 9. November näherten sie sich der Stadt Earlisle, 
dem Hauptorte der Grafschaft Cumberland. Sogleich ward 
eine Belagerung unternommen, und schon am dritten Tage nach 
Eröffnung der Laufgräben ergab sich die Stadt sammt dem 
Castelle. Darauf ließ der Prinz seinen Vater zum König von 
England und sich zum Regenten ausrufen. 
Das ganze Königreich gerieth über das Glück der Empörer 
in Schrecken. Jedermann ward bestürzt, und zugleich war man 
in banger Furcht vor einer Landung aus Frankreich, wo große 
Rüstungen zu einer solchen Unterstützung des Prätendenten gemacht 
wurden. Die Mannschaft sollte sich zu Boulogne, 'Calais 
und Dünkirchen in großen Booten cinschiffcn und unter dem 
Schutze der Nacht in der Gegend von Dover die Landung ver¬ 
suchen. Allein die Wachsamkeit des Admiral Vernon, der 
mit einer Flotte im Canale lag und die französischen Hafen 
gesperrt hielt, hinderte die Ausführung. Zu gleicher Zeit ward 
die Mannschaft aus allen an der See gelegene,» englischen Graf¬
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.