li'ch, zwei Dritttheike der Stimmen erfordern solle, sondern daß
die Mehrzahl auch nur einer einzigen Stimme für den gegen¬
wärtigen Fall zur Gültigkeit hinreichen solle. Die Abstimmung
begann am 16. Abends sieben Uhr und dauerte, weil die meisten
Mitglieder zugleich ihre Gründe in längeren oder kürzeren Reden
entwickelten, volle vierundzwanzig Stunden ununterbrochen fort.
Während dieser Zeit war der ganze Anhang der Jakobiner in
der Nähe des Convents und in Waffen, um die Stimmenden in
Todesfurcht zu setzen; man bedrohte Deputirte selbst am Ein¬
gänge der Versammlung. Die Nacht vermehrte das Schreckliche
dieser Sitzung. Die Abgeordneten gingen in Unordnung hinaus
und herein, von dem furchtbarsten Geschrei der Gallerien gefolgt.
Sic erwarteten in tödtlicher Beängstigung den Augenblick, wo
sie aufgerüfen werden sollten. Die Bergpartei war entschlossen,
daß, wenn der König nicht zum Tode verurtheilt werde, ihn
dennoch zu opfern. Gegen Abend, am 17. Januar, brannte
im Tempelthurm ein Kamin, auf den Fall, wenn das Todes-
urtheil nicht erfolge, unter dem Vorwände des Löschens die be¬
waffneten Sansculotten cindringen zu lassen und den König mit
seiner ganzen Familie zu ermorden. Endlich, an demselben Abende,
überzählte man die Stimmen. Die Todesstrafe war mit einer
Mehrzahl von nur fünf unbedingt auf Tod lautenden Stimmen
ausgesprochen. Der Herzog von Orleans hatte, einer der Ersten,
für den Tod gestimmt; viele Mitglieder für Gefangenschaft und
Verbannung nach dem Frieden; Einige für lebenslängliches Ge-
fängniß; zwei hatten sogar auf Galeerenstrafe angetragen, und
siebenunddreißig sich mitzustimmen geweigert. Sobald das Resul¬
tat bekannt war, sagte der Präsident: „Ich erkläre im Namen
des Convents, daß die von ihm gegen Ludwig Capct ausge¬
sprochene Strafe der Tod ist." Die Vertheidiger erschienen vor
den Schranken; sie waren sehr bewegt. Sie suchten die Ver¬
sammlung zu barmherzigeren Gefühlen zu stimmen, rücksichtlich
der kleinen Stimmenzahl, welche das Urtheil entschieden hatte.
Malesherbes wollte sprechen, aber er konnte nicht; Schluchzen
erstickte seine Stimme, und er brachte nur einige sichende und
abgebrochene Worte hervor. Die Girondisten nahmen das Frist-
gcsuch als ein letztes Hülfsmittel auf; aber auch hierin scheiter¬
ten sie, und das unselige Urtheil ward gesprochen.