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Amerikaner keineswegs citi einiges Volk waren, sondern Völker¬ 
schaften, welche Religion, Abstammung und Beschäftigung nicht 
verband, sondern trennte. Das Land reichte von der strengen, 
stählenden Kälte des Nordens bis zu der ermattenden Hitze in 
der Nahe des Wendekreises; die nördlichen und südlichen Provin¬ 
zen waren sich fremd oder feind; Katholiken, Presbyterianer, 
O-uäker, Methodisten und eine Unzahl von Sectirern hegten die 
verschiedenartigsten Religionsgrundsatze. Wenn das Heer besoldet, 
oder Bedürfnisse hcrbeigeschafft werden sollten, gab cs nichts 
als Hindernisse und Unmöglichkeiten. Der Congreß hatte, da 
er keine Steuern auflegen durfte, kein anderes Mittel, als Pa¬ 
piergeld in Ungeheuern Massen auszugeben; aber der Credit des¬ 
selben ward durch keinen Gemcinsinn aufrecht erhalten. 
Das Heer litt daher an allem Nothwendigen Mangel, da 
cs nicht von dem Congreß, sondern von der Regierung jeder ein¬ 
zelnen Provinz angeworben war. Washington wusste indcß durch 
seine Beharrlichkeit Geld, Kriegszucht, Waffen und- Zahl zu 
ersetzen, mit Geduld die anspruchsvolle Unwissenheit des Con- 
greffes zu ertragen und durch glückliche Unternehmungen die Un- 
geübthcit seiner Milizen und ihrer Führer in die Gewohnheit des 
Krieges zu bringen. Unter den Offizieren mußten Anfangs viele 
wegen ungeregelten Betragens wieder abgcsetzt werden, weil sie 
Bettdecken stahlen oder gemeinen Soldaten in Gegenwart Ande¬ 
rer den Bart abnahmen. Nur einige Wenige schlossen sich mit 
Ehre an die Fremdlinge an, welche die Liebe.zur Sache der Frei¬ 
heit nach Amerika führte. — Wenn man zu diesen Schwierig¬ 
keiten noch das Daseyn einer königlich gesinnten Partei in den 
Colonien rechnet, so muss man mit Bewunderung sehen, was 
Ein Mann vermochte, und man wird es begreiflich finden, daß 
die Engländer, die dieses nicht ahnten, sich so zuversichtlich der 
Hoffnung Hingaben, ihre empörten Colonien leicht durch Waffen¬ 
gewalt wieder zum Gehorsam zu bringen. — Wir kehren nun 
zu dem Kriegsschauplätze zurück. Nachdem Washington in mög¬ 
lichster Eile die nöthigen Vorbereitungen gemacht, begab er sich 
nach Cambridge, wo das Hauptquartier der amerikanischen 
Truppen war, und ging dann in Begleitung mehrerer Generale 
zu der Armee vor Boston ab.
	        
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