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Malen milderte, wenn das Landvolk in seiner Wuth an den
zurückgebliebenen Anhängern Baierns Gcwaltthalen verüben wollte,
wenn cs Opfer von Menschen - oder sogenanntem Herren-Blur,
oder Anzündung der Häuser wüthcnd von ihm forderte. Mit
festem Sinne und sanften Worten sagte er öfters den eindringenden
Horden: „Landsleute, das darf nicht geschehen, ich gestatte es
nicht." — Hofers Ansehen erreichte dadurch den höchsten Punkt,
daß er, von einem richtigen Gefühle geleitet, die erkämpfte Selbst¬
ständigkeit des Landes sogleich für den rechtmäßigen Herrn in
treue und sorgsame Verwahrung zu nehmen bestiffen war. In
der Kaiserburg zu Jnsbruck, wo er seine Wohnung genommen,
leitete der schlichte Bauer, unter dem Titel eines Königlich - Kaiser¬
lichen Obercommandanten in Tirol, das gesammte Verwaltungs¬
und Kriegswesen des Landes. Vaterländisch gesinnte Männer
entwarfen die darauf bezüglichen Bekanntmachungen und Befehle
und ließen sie von ihm blos unterzeichnen. *)
Nachdem Hofer zum Schutze des privat- und öffentlichen
Eigcnthums mehrere Kundmachungen hatte ergehen lassen, und die
Ruhe wieder hergestcllt war, beschäftigte er sich bestmöglichst mit
Verbesserung der Sitten. Ec erließ Verordnungen, welche Heilig-
haltung der Religion und Abstellung der Gelegenheiten zu unsitt¬
lichem Leben betrafen; er untersagte Tanzmusik und Tänze, außer
bei Hochzeiten, den Besuch der Spielhäuser und Trinkstuben wäh¬
rend des Gottesdienstes und das in Tirols wie in der Schweiz, seit
Jahrhunderten eingewurzelte nächtliche Zusammenkommen der jun¬
gen unverheirathcten Leute; auch Väter unehelicher Kinder wurden
von ihm in scharfe Zucht genommen. — Die Justiz ging den
gewohnten Gang; selten that ec in diesen Sachen einen Macht-
*) Als cr in Jnsbruck in der ehemaligen Kaiserburg cinzog, die Diener
ihm mit tiefer Ehrfurcht entgegen kamen und um die Stunde fragten,
wenn Se. Exccllcnz zu speisen gedachten, antwortete er trotzig im
Nationaldialcctc: „Jetzt hob ich nit Zeit, an's Fresse zu denke, erst
muß ich in die Schreiberei"; er verstand darunter die Canzclei, wo
auf ihn tausend Sachen zum Unterschreiben warteten. Oft geschah
cs, daß er eigenhändig etwas schnell anfsetzen mußte, wobei ihm der
Angstschweiß vom Gesichte rann, und er sodann über seine Adjutanten,
die cr Schreiber zu nennen pflegte, schmähte mit den Worten: „Hob
ich Ochsen und Kälber, oder hob ich Leut um mich, daß ich Alles
allein thun muß'!"