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Impuls zu der später erfolgten allgemeinen Erhebung der Preußen
gegeben, Indeß konnte der General damals noch nicht wissen,
in wie weit es dem Könige gerathen scheinen würde, den dargc-
botcnen Anlaß zu ergreifen und den zur Freiheit von dem frem¬
den Joche führenden Weg zu verfolgen. In seinem Berichte an
seinen Monarchen schrieb chork: „Ew. Majestät lege ich willig
meinen Kopf zu Füßen, wenn Sie mein Verfahren tadrlnswerth
finden sollten. Ich würde dann noch im letzten Augenblicke die
süße Beruhigung haben, zu denken, daß ich als treuer Unterthan
sterbe, als wahrer Preuße, als ein Mann endlich, der nur das
Beste des Vaterlandes wollte. Jetzt oder nie ist der Zeitpunkt,
wo Ew. Majestät sich von den übermüthigen Forderungen eines
Älliirtcn Losreißcn können, dessen Plane mit Preußen in ein Dun¬
kel gehüllt waren, welches mir Recht Besorgniß erregte, wenn das
Glück ihm treu geblieben wäre. Diese Ansicht hat mich geleitet;
gebe der Himmel, daß sie zum Heile des Vaterlandes führe!"
Das preußische Eabinec genehmigte indeß anfänglich das Ver¬
fahren feines Generals nicht. Der König befahl, daß der Gene¬
ral Kleist das Eommando übernehmen, der General 2)ork aber
nach Berlin geschickt und daselbst vor ein Kriegsgericht gestellt
werden sollte. Allein dieser Befehl gelangte nicht zur Vollziehung,
weil die russische Armee den Ueberbringcr nicht durchlicß, der
General also die gegen ihn verhängten Maßregeln nur durch die
preußischen Zeitungen erfuhr, welche er nicht für ermächtigt hal¬
len konnte, die Befehle des Königs an ihn zu bringen. Sein
Schicksal blieb daher unentschieden, bis die Verhältnisse sich
anders gestalteten; dann aber ward daö Betragen dieses Feld¬
herrn pflichtgemäß und lobenswcrlh gefunden. —
Inzwischen säumte Napoleon nicht, alle Hülfsquellen, alle
Kräfte der Nation aufzubieten, die Unfälle des NückzugS aus
Rußland wieder auszuglcichen. Die junge Mannschaft, die zur
Zeit des russischen Feldzugs zur Bewachung der Festungen in
den Waffen waren geübt worden, ward zu Linienrcgimentern
organiflrc, deren Zahl auf 3 50 gebracht und durch die Conscri-
birten von iS 13 ergänzt wurden; welche Letzteren, vor der Zeit
ausgeboben, bereits unifermirt und bewaffnet in den Depots
lagen. Die alten spanischen Regimenter lieferten 150 Bataillone,
die auf der Halbinsel lheiiweise durch Consttibirte ersetzt wurden.
Einige Garderegimenter, Gensd'armerie und polnische Lanzenreiter