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gerade das Gegenthcil von dem, was man damit bezweckt hatte: 
kein Märtyrer ward verbrannt, der nicht Hunderte zu seinem 
Glauben bekehrte. 
Einer derselben, Noggers, -Pfarrer an der Paulskirche, 
ein rechtschaffener und gelehrter Mann, hatte eine Frau und zehn 
Kinder, die er zärtlich liebte. Durch einen Widerruf konnte 
er sein Leben retten; aber er that es nicht. Als man ihn zum 
Scheiterhaufen abholen wollte, fanden ihn die Wächter im tie¬ 
fen Schlafe. Er bat um die Erlaubnis, seine Frau noch einmal 
sprechen zu dürfen; aber der Erzbischof Gardiner, das Haupt 
der katholischen Eiferer, ließ ihm sagen, er sey ein Priester und 
könne also gar keine Frau haben. So ward er hinweg geführt. 
— Ein Anderer, Hooper, Bischof von Glocester, sollte zu 
desto größerer Warnung in seinem eigenen Sprengel verbrannt 
werden. Das indes erhöhte nur seine Freude; denn nun konnte 
er seinen Pfarrkindern an seinem eigenen Beispiele die herrliche 
Kraft des Glaubens zeigen, den er ihnen bisher so warm em¬ 
pfohlen hatte. Als er schon an den Brandpfahl gebunden stand, 
und Tausende um ihn her in Thräncn zersioffen, ward ein Blatt 
von der Königin vor ihn hingclegt, das ihm Verzeihung ver¬ 
sprach, wenn er noch widerrufen wolle. Aber so hoch achtete er 
sein Leben nicht, um es durch eine Verleugnung seiner innigsten 
Ueberzcugung zu erkaufen. Der Scheiterhaufen ward angezündet, 
— doch da ein heftiger Wind die Flamme seitwärts trieb, so 
berührte sie nur seine unteren Theile, und der also Gemarterte 
lebte drei Viertelstunden lang in dieser O.ual, der Peiniger durch 
seine Standhaftigkeit spottend. Mit der Begeisterung eines 
Stephanus ermahnte er seine Zuhörer zur Beharrlichkeit in 
ihrem Glauben und zur Nachahmung seines Beispiels. — Ein 
Dritter, Namens Sanders, ward zu C o v c n t r y verbrannt. Auch 
dieser verwarf die ihm vorgehaltene Verzeihung, umarmte seinen 
Brandpfahl und rief voll Entzücken aus: „Willkommen, Kreuz 
Christi; willkommen, ewiges Leben!" — Andere starben sin¬ 
gend, und Alle dankten Gott, für die Ehre seines heiligen Wor¬ 
tes sterben zu können und darin Christo ähnlich zu seyn. 
Die Standhaftigkeit der Märtyrer steigerte die Wuth ihrer 
Verfolger. Bonner, Bifchof von London, Gardiners thätig- 
ster Gehülfe, verdammte nicht bloß die Ketzer, sondern machte 
sich sogar ein Vergnügen daraus, sie persönlich mit priesterlicher
	        
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