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terbrochenen Reihe von EmpörungLn und Vergehungen gegen sei¬ 
nen Oberherrn, einen Entwurf auszuführen gesucht habe, den 
König, die Königin, die Herzoge von Anjou und Aleneon (Brü- 
dev des Königs), ja, selbst den König von Navarra aus dein 
Wege zu räumen, den Prinzen von Conds auf den Thron zu 
fetzen, dann diesen gleichfalls umzubringen und so zuletzt, nach 
Ausrottung des ganzen königlichen Stammes, das Reich selber 
zu beherrschen. Er scy also gezwungen worden, einem Nebel 
durch das andere zu begegnen. Zugleich ward befohlen, nachdem 
die Schuld schon bestraft war, die Wirklichkeit derselben gericht¬ 
lich zu untersuchen. In Coligny'S Papieren fand man zwar nur 
Beweise seiner dem Könige stets bewahrte Treue; aber dennoch 
öerdammte das Urtheil ihn und seine Familie als Majestätsvers 
brecher. Er ward noch einmal im Bilde aufgehenkt. 
Dem Könige Heinrich von Navarra und dessen Mitgefange¬ 
nem, dem Prinzen von Conds, wurden nun Geistliche auf das 
Zimmer geschickt, um ste im katholischen Glauben zu unterrichten« 
Sie hörten zwar aus Furcht zu, sträubten sich aber noch immer, 
das katholische Glaubensbekenntm'ß abzulcgen. Aufgebracht über 
diese Zögerung, befahl der König eines Tages mit rauher Stim¬ 
me, man solle ihm seine Waffen holen, die Leibwache um ihn 
Herstellen und die beiden Prinzen vorführen. Nur ein Fußfall 
seiner eigenen Gemahlin, Elisabeth, konnte ihn zur Zurücknahme 
des schrecklichen Befehls bewegen. Dennoch war die Anrede an 
jene, als sie vor ihm traten, noch fürchterlich genug. „Tod, 
Messe, oder Bastille!" rief er ihnen drohend entgegen. Der küh¬ 
nere- Prinz von Conds sprach zwar von Gewissen und Recht, 
ward aber durch des Königs heftigere Drohungen bald zum Schwei¬ 
gen gebracht, und so kam denn das erzwungene Bekehrungswerk 
der beiden jungen Fürsten endlich zu Stande. Der Papst sendete 
die Lossprechung, nach welcher Heinrich von Navarra in seinen 
Staaten die rcformirte Gottesverehrung wieder aufhob» 
Die Nachricht von diesen furchtbaren Ereignissen verbreitete 
sich in Kurzem durch ganz Europa und machte nach der Verschie¬ 
denheit der Länder einen sehr verschiedenartigen Eindruck» Das 
Oberhaupt der katholischen Christenheit, Papst Gregor Xlll,, ging 
in Begleitung fammtlichcr Cardinäle nach der Kirche des heiligen 
Ludwig, feierte dort mit ungewöhnlicher Pracht ein Dankfcst und 
ließ eine eigene Münze auf die Pariser Bluthochzeit schlagen»
	        
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