folgte lieber dem Nathe des Canzlers Brück, der ihm versicherte, 
die Bürger würden ihm treuer ergeben seyn, wenn er sich von 
ihnen auf's Neue huldigen ließe. Johann Friedrich , beängstigt 
von allen Seiten, folgte dem Nathe und ließ den Bürgern die 
Stunde bestimmen, wo sie ihm zum zweiten Male Treue schwören 
sollten. Allein eben dieser Befehl war das Signal zum gänz¬ 
lichen Aufruhr. Wahrscheinlich würde es nicht so weit gekom¬ 
men seyn, wenn Grumbach zugegen gewesen wäre und mit 
seiner gewöhnlichen Klugheit und Geistesgegenwart die Sache ge¬ 
leitet hätte; doch der alte Mann, grau geworden unter Kriegs- 
beschwcrden und Widerwärtigkeiten, war bettlägerig und mußte 
geduldig abwarten, welchen Ausgang, auf den schlimmsten Fall 
gerechnet, dieses Verfahren nehmen werde. 
Im wildesten Tumulte verweigerten die Bürger nicht nur den 
Eid der Treue, sondern verlangten ungestüm von dem Herzoge, 
daß ihnen der geächtete Grumbach ausgelicfert werde, den sie dem 
Churfürsten in'ö Lager bringen wollten. Dieses ihnen so leichte 
Opfer hielten sie für das alleinige Mittel zur Erlangung von 
Gnade und Aussöhnung. Das aber paßte keineswegs zu den 
Planen des Herzogs, noch weniger fanden sein Canzlcr und seine 
mit Grumbach in gleicher Verdammniß sich befindenden Räthe 
ihre Rechnung oabci. Es wurde daher den Bürgern die Auslie¬ 
ferung des Kranken in den härtesten Ausdrücken verweigert und 
die Eidesleistung wiederholt von ihnen verlangt. Aber „wir 
schwören nicht!" schrieen sic-—und stürmten hin und her in die 
Häuser, dem verhaßten Grumbach nachzuforschen. Es kam sogar 
zu Thätlichkeiten und Blutvergießen, welches nur dadurch gestillt 
wurde, daß man endlich den Gesuchten in einem Siechbette auf 
der Veste Grimmenstein entdeckte. Unter großem Frohlocken und 
Iubelgeschrci wurde der Kranke gebunden, auf eine Art Tragbahre 
gesetzt und hinunter in die Stadt nach dem Rathhause getragen. 
„Hier bringen wir die Braut, um die bisher getanzt wurde!" 
schrieen die erhitzten Bürger, und Grumbach verbarg seine Schmer¬ 
zen und lächelte. Der Oberste Brandenstein, der Canzler Brück, 
Wilhelm von Stein, der Engelseher nebst noch mehreren Andern 
von Grumbachs Anhänge wurden gleichfalls ausgesucht, gefangen 
genommen und auf das Rathhaus geschleppt, wo der Magistrat 
und die Vornehmsten der Bürgerschaft sich über den Vorgang der 
Dinge und die Mittel zur Rettung der Stadt beriethcn.
	        
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