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gleich ein sehr böser Mensch und ßin großer Staatsminister 
scyn könne.*) Ec starb am 4, Decomber 1642 im 58. Jahre 
seines Lebens. 
Ilebersicht der Geschichte Deutschlands vom 
Augsburger Religion6frieden bis zum Aus- 
bruche des dreißigjährigen Krieges. 
Seit dem Ncligionsfrieden von Augsburg (s. Band II. 
S. 309) haben wir auf die Vorgänge in Deutschland nur ein¬ 
zelne Blicke geworfen. Um jedoch die näheren Anlässe zu dem 
furchtbaren, verheerenden dreißigjährigen Kriege gehörig in's Auge 
fassen zu können, ist cs nöthig, zu jenem Zeitpunkte zurückzugehcn 
und den Gang der Dinge bis zum Ausbruche der offenen Feind¬ 
seligkeiten zu verfolgen. 
Wie Kaiser Karl V. bald nach jenem Friedensschlüsse seinem 
Bruder, Ferdinand I., die deutsche Krone übertragen, ist 
schon Band II. S. 370 erzählt worden. Dieses Kaisers Negie¬ 
rung stoß ohne große Ereignisse dahin. Die Stürme unter der 
vorigen hatten Deutschland ermattet, und der abgeschlossene Ne- 
ligionsfriede das Reich äußerlich beruhigt. Doch dauerten die 
Gährungen im Innern fort, wobei Ferdinand eine weife Mäßigung 
zeigte, zu der ihn, außer seiner Persönlichkeit, vorzüglich noch 
Furcht vor den Türken (denen er, um Frieden zu haben, einen 
jährlichen Tribut von 30,000 Ducaten zahlen ließ) bestimmte. 
Um seinem Hause die deutsche Krone zu erhalten, bewirkte er. 
*) Als der Czar Peter der Große (s. spater) im Jahre 1717 bei 
seiner Anwesenheit in Paris nach der Kirche der Sarbonnc (die Riche¬ 
lieu erbauen ließ und zu seiner Grabstätte bestimmte) geführt, und 
ihm des Cardinals Grabmal gezeigt wurde, fragte er, was das für 
eine Figur sey. Auf die Antwort, daß sie den Cardinal Richelieu 
verstelle, stürzte er sich, voll des lebhaftesten Enthusiasmus, auf das 
Bild und umarmte es, indem er sagte: ,,Ach, wärest du noch an» 
Leben! mit Freuden würde ich dir die Hälfte meines Reichs überlasten, 
um von dir die Kunst zu lernen, die andere Hälfte weife jU regieren."
	        
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