Angesichte des Feindes gingen sie über den sumpfigen Lobcrbach,
der eine halbe Stunde vor der kaiserlichen Fronte floß und stell¬
ten sich bei den Dörfern Podelwitz und S e e h a u se n in Schlacht¬
ordnung. Die Sachsen zählten 4ooo Reiter und 11,000 Fu߬
gänger, unter Letzteren jedoch viel neugcworbeneö Volk; die Schwe¬
den 7000 zu Pferde und 8000 zu Fuß,^ zusammen also 30,000
Mann.
Tilly führte 21,000 Mann zu Fuß und 11,000 zu Pferde,
im Ganzen 32,000 Mann. Er hatte nur etliche und dreißig
Stücke grobes Geschütz, die Schweden hatten gegen hundert, theils
leichte, theils schwere. Ungeachtet seiner Uebcrzahl konnte sich
Tilly doch nicht recht zur Schlacht entschließen. Als kriegserfahre¬
ner alter General (er war in sein siebzigstes Jahr getreten)
hatte er Anfangs eine sichere Stellung, auf Leipzig gestützt,
gewählt. Pappenheim jedoch verlangte mit dem ihm eigenen
ungestümen Muthe, dem Feinde entgegen zu gehen und nicht den
Angriff abzuwarten; 2000 Cuiraffiere forderte er, um die Stel¬
lung der Schweden zu ersehen. Als er durch sein kurzes Gesicht
in's Gedränge kam und weitere 2000 zum schnellen Suceurs ver¬
langte, schlug Tilly die Hände zusammen: „dieser Mensch —
sagte er — wird mich noch um Ehre und Reputation, und den
Kaiser um Land und Leute bringen!" In der That war der
Tag bestimmt, über die beiden großen Feldherren zu entscheiden,
die zum ersten Male einander gegenüber standen; er war bestimmt,
über Deutschlands Schicksal zu entscheiden. Tilly nahm eine
zweite, weiter vorgerückte, Stellung auf den Anhöhen bei B rei¬
te nfeld, aber immer noch uncntschloffen zwischen Angriff oder
Vcrthcidigung. Der Greis bestieg seinen kleinen Schimmel, beklei¬
det mit einem grünseidenen Schlafrockc, das Barrett mit bunten
Federn besteckt; eine hagere, cingeschrumpfte Gestalt. Er gab das
Feldgeschrei: „Jesus Maria!"
Gustav Adolph verlangte, daß die sächsische Armee, die vom
Churfürsten selbst und von dem nach Wallensteins Abdankung zu
ihm übergetrctcnen Feldmarschall von Arnim angeführt ward,
auf der linken Seite ganz für sich fechten solle, indem er fürch¬
tete, daß sie nicht Stand halten und dann seine eigenen Truppen
mit verwirren möchte. Er ritt vor den Seinen auf und nieder
in einem grauen Oberrocke, einen Koller von Elendhaut und einen
weißen Hut mit grüner Feder. Sein Losungswort war: „Gott