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in Amerika dessen Schöpfer seyn. Blut floß in Strömen, wo¬ 
hin er sein Auge wendete, und Wohlklang schien ihm das Jams 
mergefchrei der unterdrückten Menschheit. Erbarmung, Mitleid 
kannte sein gefühlloses Herz nicht; als ein wilder, unversöhnli¬ 
cher Tyrann wollte er nur durch Schrecken herrschen. 
Protestantismus schien Philipp Hinderniß seiner Despotie; 
er glaub-te 'ihn seiner Macht gefährlich und wollte revoltirenden 
Unterthanen eher Alles bewilligen, als Gewissensfreiheit. Ein Edel¬ 
mann, den man in seiner Gegenwart als Ketzer zum Scheiter¬ 
haufen führte, rief: „Kannst du, König, so die Martern deiner 
Unterthanen anschen? Errette uns vom Tode, wir verdienen ihn 
nicht!" — „Nein, — versetzte Philipp zornig — ich wollte 
selbst Holz hinzutragcn, meinen eigenen Sohn zu verbrennen, 
wenn er ein solcher Ketzer wäre, wie du." —- War die Inqui¬ 
sition cs müde, Menschen zu morden, und schien sie zu ruhen, 
so feuerte Philipp ihre Wuth von Neuem an; er trachtete dar¬ 
nach, dem Titel eines katholischen Königs, den er führte, auf 
alle Art Ehre zu machen. Bei verschiedenen Gelegenheiten erklärte 
er öffentlich, er wolle lieber alle seine Königreiche verlieren und 
eher sterben, als im katholischen Glauben oder in der Kirchen¬ 
zucht nur die geringste Veränderung dulden; ja, es ist fast unglaub¬ 
lich und doch wahr, daß Philipp gestand, er selbst würde sich 
der Inquisition zum Henker anbieten, wenn es daran fehlen sollte. 
Unfähig, Mitleiden zu empfinden, schien er mit Vergnügen die 
O.ualcn der Opfer dieses schrecklichen Gerichts anzusehen und mit 
Wollust den Dampf der Scheiterhaufen einzuathmen. Er hielt 
bei diesen Schauspielen Spione, die jeden Seufzer, jede verstoh¬ 
lene Thräne eines gefühlvollen Zuschauers auöspähen mußten. 
Hatte Jemand zu laut das arme Opfer der Priesterwuth beklagt, 
so wurde auch ec dem Jnquisitionsgerichte übergeben. 
Freudenlos war das Leben dieses finstern Tyrannen. Da 
er glaubte, daß seine Größe es nicht verstatte, sich irgend einer 
Person zu nähern, so blieb er allein. Selten ließ er Jemanden 
vor sich, und als einst der Herzog von Alba wagte, unangemel¬ 
det in sein Cabinet zu treten, schrie er ihm mit donnernder Stimme 
entgegen: „Welche Frechheit! Ihr verdient das Beil!" und Alba 
war sein Vertrauter, der treueste Vollstrecker seiner Befehle, der 
es sich zum Ruhme rechnete, in seines Herrn Diensten 18,000 
Menschen auf daS Schaffot geliefert zu haben. — Philipp war
	        
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