231 
geartet, die Zucht verfiel, sie übten selbst Räubereien aus und 
wurden, wegen Mangel an Subordination, ihren eigenen Herren 
oft anr gefährlichsten. Alle Angelegenheiten des Reichs wurden 
im Staatsrathe oder Senate verhandelt, der Czar aber hatte 
immer die entscheidende und vollziehende Gewalt. 
Vermählungsfeier russischer Fürsten. 
Wenn in den ersten Jahrhunderten des russischen Reiches ein 
Fürst sich vermahlen wollte, so ließ er eine Ukase (Gesetz) an alle 
ihm unterworfene Provinzen ergehen, in welcher allen Familien¬ 
vätern befohlen ward, ihre erwachsenen Töchter an den Hof zu 
führen, wenn sie anders schön genug wären, um auf die Wahl 
des Regenten Anspruch machen zu können. Bei ihrer Ankunft 
in der Hauptstadt wurden sie von der Oberhofmeisterin empfan¬ 
gen, und einer jeden ward ein besonderes Zimmer angewiesen. 
Der Fürst sah sie unter einem angenommenen Namen, oder auch 
ohne Verkleidung. Während der Nacht wurden sie sehr aufmerk¬ 
sam beobachtet, und diejenigen, welche einen unruhigen Schlaf 
oder lebhafte Träume hatten, wurden nicht zu der Wahl zugelas¬ 
sen. Der Vcrmählungstag ward festgesetzt, noch ehe der Fürst 
seine Absicht entdeckt hatte. Sobald er sie bekannt werden ließ, 
theilte man an alle die übrigen Mädchen Kleider aus, und sie 
kehrten in den Schooß ihrer Familien zurück»
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.