^Plchem Pompe und so lärmenden Vergnügungen gefeiert wird, als
in Italien, vornehmlich in Rom, Neapel, Florenz und Venedig.
Alles ist dann maskirt, selbst Mönche und Nonnen dürfen dar¬
an Theil nehmen und führen zu dieser Zeit Schauspiele in ihren
Klöstern auf, auch ist es ihnen dann erlaubt, ihre Klöster zu
verlassen, das Theater zu besuchen und allen Lustbarkeiten beizu¬
wohnen. Diese Zeit des Earnevals ist für die Italiener die fest¬
lichste und luftigste im ganzen Jahre. Jedermann erscheint dann
bei Tage und bei Nacht maskirt; auf dem Hauptplatze versam¬
meln sich die Masken, von wo hierauf der Zug ins Theater geht.
Wer Equipage hat, schließt sich einer Spazierfahrt von Kutschen
auf dem Eorso an; alle Schaubühnen sind dann eröffnet und
tausenderlei Spektakel sind zu sehen. Alle Standeverhaltnisse sind
aufgehoben und es herrscht die ausgelassenste Lustigkeit. Man ist
unerschöpflich in Erfindung possierlicher Aufzüge und einzelner Ge¬
stalten. Jeder Scherz wird gutmüthig aufgenommen und lachend
erwiedert. Man soll, man will nun einmal thöricht seyn und ist
es auf die friedlichste und fröhlichste Weise. Bekannte und Un¬
bekannte pflegen sich einander mit Bohnen von Mehl oder
Starke oder vom feinem Gypse zu werfen, welche in großen Kör¬
ben zum Verkaufe mitten durch die Menge getragen werden.
Niemand ist vor einem Angriffe sicher; jedermann ist im Vertheidi¬
gungszustande, und so entsteht aus Muthwillen oder aus Nothwendig¬
keit, bald hier, bald da ein Kampf mit solchen Böhnchen. Fußgänger,
Kutschenfahrer, Zuschauer aus Fenstern, von den Gerüsten, die an
den Enden der Straße aufgerichtet sind, greifen sich einander wech¬
selsweise an und vertheidigen sich wechselsweise. Das Carneval
wird beinahe in jeder Stadt aus eine andere Weise vder wenig¬
stens mit einigen Abänderungen begangen. Zu Florenz z. B. macht
die Beffana (Epiphania) das Vorspiel dazu; dies ist ein
nächtliches Volksfest, bei welchem eine aus Stroh gemachte und
mit Lorbeerzwcigen und Epheu geschmückte Fraucnssigur auf einem
offenen Wagen und von einer großen Menge Fackeln und Musik
begleitet, unter lautem Jubelgeschrei durch die Stadt geführt wird.
Manche reiten auf Pferden oder Eseln nebenher; andere blasen
auf langen Hörnern von gebranntem Thon, die einen verzweifel¬
ten Lärm machen; kurz diese Posse stellt die wahren Bacchanalien
vor. Andere Lustbarkeiten, Vergnügungen und Spiele sind die
Eocagna oder das Klettern auf Gerüste und Baume, die mit
Früchten und andern Eßwaaren beladen sind; deck Ballonschla¬
gen, das Scheiben werfen, welches darin besteht, daß man
durch mancherlei Lustbarkeiten und Ausschweifungen im Voraus
für die Enthaltsamkeit der Fastenzeit schadlos balt. In Deutsch¬
land ist das Carueval auch unter dem Namen Fasching be¬
kannt. >