B. Vaterland und fremde.
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fähigen Maultiere sind, da sie vom Kurland eingeführt werden müssen,
sehr teuer (300—500 M. pro Stück). Dar Maultier wird trotzdem
wahrscheinlich dar geeignetste Zugtier für Westusambara werden.
7. Lin solider und genügsamer Ansiedler, dem er gelungen ist,
sich ein einigermaßen solider Gehöft, einen Garten von 1 ha mit
einer Bewässerungsanlage, 16—20 ha Ackerland und 15 000 Kaffee*
bäume, sowie einen gesunden viehstapel von 20 Kühen mit dem
nötigen Kleinvieh und Federvieh schuldenfrei zu erwerben, darf seine
Existenz in westusambara als gesichert betrachten. Ob er ihm gelingt,
Ersparnisse zu machen und zu einigem Wohlstand zu kommen, wird
von seinem Geschick, von der Auswahl des Bodens und, wie überall
im wirtschaftlichen Leben, von der Tüchtigkeit abhängen.
Wenn der Ansiedler über den Kähmen eines kleinbäuerlichen
Besitzes hinaus sein Anwesen vergrößern will, stehen ihm dafür ver¬
schiedene Wege offen. Vas pflügbare Ackerland ist überall nur in
beschränktem Maße vorhanden. In einem Anwesen von 100 ha wird
man kaum mehr als 20 ha genügend ebenen Landes finden. Der
Ansiedler wird also an die Kultivierung der Hänge gehen müssen.
Für Kulturen, die solchen Boden lieben, kommt in erster Linie der
Kaffeebaum in Betracht, der aber nur bis zu einer bestimmten Zahl
angepflanzt werden darf. Dagegen ist es wahrscheinlich, daß Gerb¬
stoff, Kautschuk oder Arzneimittel liefernde Bäume an vielen Stellen
mit Aussicht auf Lrfolg angepflanzt werden können, wo genügend
Weideland vorhanden ist, das ab und zu bewässert werden kann —
während der Trockenzeit sind die Weiden sehr viel magerer als selbst
eine schlechte weide in der Heimat —, wird vielleicht die pferde-
und Maultierzucht Lrfolg haben, denn bisher werden diese Tiere,
nach denen stets Nachfrage ist, ausschließlich von Arabien und Indien
nach Gstafrika eingeführt. Wenn der Ansiedler auf seinem Lande
über viele feuchte Schluchten verfügt, scheint die Anpflanzung einer
Agavenart, deren Hanf dem Manilahanf ziemlich gleich bewertet wird,
Aussicht auf Erfolg zu bieten.
8. An landwirtschaftlichen Großbetrieben kommt zunächst die
Farmwirtschaft in Südwestafrika, die auf der Viehzucht beruht,
in Frage. Ackerbau im großen kann dort nicht betrieben werden,
da nicht genügend Wasser vorhanden ist. Allerdings liegen die Wasser¬
verhältnisse und damit die Frage der künstlichen Bewässerung besser,
als man früher annahm, und man hat neuerdings in der Wasser-
erschließung einen guten Schritt vorwärts getan. Als Weideland ist
Südwestafrika sehr gut. Neben Kindern werden Wollschafe, Fett¬
schwanzschafe und Angoraziegen gezüchtet. Für das zuletzt erwähnte
Kleinvieh darf das Weideland nicht zu dichten Dornbusch tragen, da
sonst die Wolle leidet, hierfür kommt hauptsächlich der Süden in
Betracht. Pferdezucht ist wegen der Sterbe nur auf wenigen sterbe¬
freien Plätzen möglich. Die Straußenzucht scheint, nach dem Beispiel
der Kapkolonie zu urteilen, wo jährlich für 20 Millionen Mark
Federn ausgeführt werden, nicht aussichtslos zu sein.
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