Object: Lehrbuch der mittleren Geschichte (2)

21 
Leitung des Gottesdienstes. Der Name Bischof ward bald 
für den ersten Geistlichen einer Gemeinde üblich. Als aber 
die Landgemeinden gegen die Stadtgemeinden an Ansehen 
verloren, blieb der bischöfliche Name nur den Leitern der letz¬ 
teren. Schließlich ward der Bischof einer Provinzialhauptstadt 
der Metropolit der anderen Bischöfe der Provinz, welche er 
in Provinzialsynoden um sich versammelte. Mit der Zeit 
traten sünf solcher Metropoliten in den Vordergrund, nämlich 
die Bischöfe von Rom, Konstantinopel, Antiochia, Jerusalem 
und Alexandria als die Vorsteher der sünf angesehensten 
Gemeinden des römischen Reiches. Von denselben beanspruchte 
der römische Bischof (Papst), wenn auch sehr allmählich, die 
kirchliche Obergewalt über die übrigen, teils weil er seinen 
Sitz in der Hauptstadt des Reiches hatte, aus der mau ge¬ 
wöhnt war, Befehle zu empfangen, teils weil er behauptete, 
der unmittelbare Nachfolger des heiligen Petrus zu sein, der 
seine Gemeinde gegründet und dem von Christus selbst die 
Herrschaft über die Kirche übertragen sei. Die hieraus ab¬ 
geleiteten Ansprüche auf die Oberherrschaft über die gesamte 
Christenheit wurden erst später mit Hilfe der Franken that¬ 
sächlich durchgeführt. 
Das Eindringen fremder Bestandteile in das Christentum 
zeigt am deutlichsten die Entstehung und Ausbildung des 
Klosterwesens. Dasselbe ist morgenländischen Ursprungs 
(aus dem Buddhismus?) Der gewöhnlichen Annahme nach 
bildete es sich aus dem vom heiligen Antonius (f 340) 
ausgegangenen Einsiedlerwesen; derselbe sand als Einsiedler in 
Ägypten eine Menge Nachahmer, die sich zu Genossen¬ 
schaften in Klöstern (xoivoßoov, claustrum) vereinigten. Der 
erste Mönchsorden war der der Benediktiner, so genannt 
von Benedikt von Nursia, welcher auf dem Monte Cafsino 
im Jahre 529 ein Kloster gründete, dessen Einrichtungen 529 
vielen späteren zum Vorbild dienten. Die Ordensgelübde 
waren Armut, Gehorsam und Keuschheit. Die Mönche machten 
sich später durch Ackerbau, Unterricht, Krankenpflege und 
als Handschriftenabfchreiber mannigfach verdient. 
Dritter Abschnitt. 
Die Völkerwanderung 375—568. 375-568 
Die sogenannte Völkerwanderung, der gewaltsame An¬ 
drang barbarischer Völkerschaften auf das römische Weltreich, 
hat eigentlich schon mit dem Einsall der Kelten in Griechen¬ 
land, Kleinasien und Italien begonnen und ist durch die
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.