Full text: Geschichten aus der Geschichte, das ist: Denkwürdigkeiten aus der Weltgeschichte

92 §. 66. Revolntionskriege. Nap. Bonaparte. 
zu befreien. Anfangs ging es den Verbündeten gut, als sie 
aber — namentlich die Preußen, — in die Champagne kamen, 
und von sietem Regen die Wege schlecht, und die Soldaten 
krank wurden und dahin starben, und die Franzosen in ihrem 
Freiheitstaumel sich in ungeheuren Massen kriegslustig auf sie 
einstürzten: da mußten sie umkehren, und König Friedrich 
Wilhelm II. von Preußen schloß im Jahre 1795 mit der neuen 
Republik einen Frieden zu Basel. Wozu sollte er auch einen 
Krieg länger fortsetzen, der doch zu nichts gedient hatte! — 
Die Franzosen aber nahmen den Oesterreichern Belgien weg, 
eroberten Holland, ja, siegten fast an allen Orten. Ueberall, 
wohin sie kamen, sagten sie zu den Leuten: „Völker, ihr seid 
jetzt frei! ihr dürft nun das Glück genießen, es auch so zu 
machen, wie wir." Und die es glaubten, standen auf, und 
machten es nach, wie die es gemacht hatten, und viele alte 
Einrichtungen, und damit auch viele gute Sitte, und alte Treue 
und Zucht ging zu Grunde; aber die Leute waren nicht frei, 
sondern trugen das Joch derer, die sich ihre Befreier nannten. 
Damals fing ein Mann an, sich vor allen andern auszuzeich- 
nen. Er hieß Napoleon Bonaparte, und war der Sohn 
eines Edetmannes auf der Insel Corsika. Schon als Knabe 
bereitete er sich darauf vor, einmal Offizier zu werden, und 
wurde es auch wirklich in seinen Jünglingsjahren. Und da er 
sich bald durch seinen Muth und seine Umsicht vor den andern 
Offizieren hervorthat, und die verwittwete Nichte eines Macht¬ 
habers in Frankreich, die edle Josephine Beauharnois (Bo- 
harnä) heirathete, ward er zum General der schlechtesten fran¬ 
zösischen Armee, der italienischen erhoben. 
Dennoch führte er dieselbe von einem Siege über die Oester¬ 
reicher zum andern. Wohin er kam, mußten die Bürger und 
Bauern ihm und seinen Soldaten große Summen Geldes aus¬ 
zahlen ; denn sein Grundsatz war: „der Krieg muß den Krieg 
ernähren!" Während andere Generäle unablässig Geld von Pa¬ 
ris verlangte!:, schickte er etwas dahin, und seine Soldaten 
hatten nebenbei auch vollauf, und waren stolz auf ihren sieg¬ 
reichen Führer. Schon im Jahre 1797 sah sich der deutsche 
Kaiser Franz II. von Napoleon zum erstenmal zum Frieden ge¬ 
zwungen, was ihm später noch drei mal widerfahren ist. Und 
jedesmal mußte der arme Besiegte an den stolzen, habsüchtigen 
Sieger schöne und volkreiche Länder abtreten. Alle Franzosen 
sahen aus Bonaparre, er war ihr Liebling, denn keiner hatte 
ihnen so viel Ruhm und Gewinn verschafft, als er. 
Im Jahre 1799 schiffte er nach Aegypten. Die Engländer 
zerstörten aber seine Flotte bei Alerandricn. Die Franzosen 
starben in großer Menge in dem heißen Aegyptenlande; sie sieg-
	        
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