f!4 §. 35. Heinrich der Vogelsteller.
viele Sachsen zur Taufe zwingen. Aber eben, weil man oaoee ;
fast nur auf das äußerliche Bekenntniß sah, und nicht an die :
Ueberzeugung und Bekehrung des Herzens dachte, so war es ein 1
gar mühseliges Werk, die Sachsen zürn Christenthum zu bringen. .
Karl mußte sich 33 Jahre mit ihnen herumschlagen, bis sie seine i
ruhigen Unterthanen wurden und alle getauft waren. Darauf ]
suchte er in seinem Eifer auch die Wenden Zum Christenthum ;
Zu zwingen. Er zog deshalb über die Elbe in ihr Land, ,
besiegte sie; und sie versprachen, sie wollten Christen werden. .
Sie wurden's aber doch nicht; denn Karl mußte nach Hause und <
sie feierten wieder ihre Götzenfeste, die ihnen so lustig däuchtcn. .
Eben so genau, wie Karl sich um das große Ganze seines l
weiten Reiches bekümmerte, so genau achtete er auf alles Ein- *
gehtc, — auf die kleinsten Dinge selbst in seinem Hauswesen. .
Seine Frau und Töchter mußten sicißig Wolle und Flachs spin- -
neu und weben. Er selbst, der Kaiser trug keine anderen Klei- -
der, als, die seine Töchter gesponnen und gewebt hatten. In i
seiner Jugend hatte er, wie fast alle Kinder damaliger Zeit, bei- -
nahe gar nichts gelernt. Als er nun Mann war, betrübte ihn i
das sehr. Er gab sich daher emsig daran und lernte noch lesen. .
Auch das Schreiben übte er mit seltenem Fleiße. Unter seinem i
Kopfkissen hatte er beständig eine Schreibtafel liegen, und wenn i
er des Nachts gerade nicht gut schlafen konnte, nahm er sein^i
Täfelchen hervor und bemühete sich, mit Sorgfalt, die vorge-"
schriebenen Buchstaben nachzuzeichuen. Es wollte ihm aber nicht 3
recht mehr gelingen. Seine Hände waren schon zu steif.
Im Jahre 809 wurde der Pabst Leo III. von seinen Bür- *
gern in Rom fortgefagt. Er floh zu Karl dem Großen nach [
Paderborn, und bat ihn um Hülfe. Karl führte ihn freundlich <
nach Rom zurück und züchtigte die Empörer. Dafür wollte Leo <
dankbar sein. Als daher Karl der Große z-u Weihnachten im 1
Jahr 800 in der Peterskirche am Altar niederkniete, trat der :
Pabst hervor und setzte ihm die goldene Krone auf. Und alles l
Volk rief mit lauter Stimme: „Karolo Augusto, dem von Gott 1
gekrönten, frommen, großen und friedebringeuden Kaiser von Rom r
Leben und Sieg !" Seitdem gab es also wieder einen deutschen Kai- --
ser.— Karl hat nachher noch Jahre regiert, und, als er 814 i
starb, ist er in seiner gewöhnlichen Residenzstadt Aachen im Kaiser- *
schmucke auf einem Stuhle sitzend in einem Gewölbe begraben. .
§. 35. Heinrich der Vogelsteller. 019 — 936.
Ein sonderbarer Name! Wer war dieser Vogelsteller? Ein i
Herzog von Sachsen war er, ein mächtiger, frommer Herr. .
Darum wählten ihn auch die Deutschen zu ihrem Könige; und <j
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