Full text: Geschichten aus der Geschichte, das ist: Denkwürdigkeiten aus der Weltgeschichte

70 §. 5!. Heinrich IV. Die Blnthochzeit. 
kiken, — die es, Gott lob! zu allen Zeiten gegeben r 
hat, — verabscheuten aber laut und im Herzen jene Gräuel, ^ 
bedauerten die unschuldig gemordeten Brüder, und feierten kein i 
Jubelfest. — Heinrich von Navarra war indeß dem Tode ent- * 
gangen; doch wurde er va7?rst noch nicht katholisch. Aberbeides l 
widerfuhr ihm doch in späterer Zeit. Als er später nach Karl 1 
des IX. und auch seines Bruders Tode König von Frankreich i 
werden sollte, wollten ihn die katholischen Franzosen nicht; und 4 
als er mit seinen Truppen in Paris einrücken wollte, schloffen r 
ihm jene die Thore. Heinrich blieb nun freilich vor den Tho- * 
reit stehen, und in der volkreichen Stadt entstand bald solch eine o 
schreckliche Brodnoth, daß zehn Lausend Menschen verhungerten, ^ 
Aber dennoch eröffnete das hartnäckige Volk ihm da erst die s 
Thore, als er katholisch ward. Als König nahm sich Heinrich der i 
Protestanten ernstlich an. Im Jahre 1593 gab er das so genannte s 
Edikt von Nantes, worin er anorduete, daß die Protestanten s 
ungehindert fortan ihrem Glauben gemäß leben, und sich unter r 
einander erbauet: durften. Daneben war er unermüdet für das h 
Wohl seiner katholischen wie protestantischen Unterthanen besorgt. 
Er hatte daS Glück, einen vortrefflichen Minister, Sully, zn u 
haben, der ihm immer die Wahrheit sagte, und ihn auch ernst- *; 
lich ermahuete, wenn er etwa im Begriffe stand, etwas Böses tz 
zu thun. Und Heinrich freute sich dessen, und achtete den red- w 
lichen Sully als seinen größten Freund. Frankreich war ruhig $ 
und glücklich unter ihm. Dennoch waren ihm manche böse, daß h 
er die Protestanten begünstigte, und es fehlte nicht an Leuten,^ 
welche andre überredeten, man würde Gott einen Dienst thun, j 
wenn man solch einen König umbringe. Als Heinrich einst in rt 
seinem offenen Wagen wegen eines umgcfallenen Heuwagens an u 
einer Straßenecke still halten mußte, schwang sich ein Bösewicht, J 
Franz Ravailtac, auf das Rad, und erstach den König.-- 
Was half nun dem armen, gntmüthigeü Könige sein Ucbertritt i: 
zu einem Glauben, den sein Herz nicht bekannte? 
Das Volk trauerte, die Liebe zn dem treuen Könige er- *■ 
wachte nun erst recht, und die Franzosen dachten noch lange an u 
den guten Heinrich IV., wie sie ihn nannten, denn die folgenden,t 
Könige waren nicht wie er. — Dem Mörder ward ein schreck- ^ 
licheö Ende zum Lohn. Die Henker mußten denselbenu erst vor v 
Tausenden von Menschen mit glühenden Zangen Stückchen Fleisch ft 
ans seinem Leibe kneipen, dann kochendes Blei in seine Wunden u 
gießen, und ihn endlich, bei lebendigem Leibe, von vier schwachen n 
Pferden langsam aus einander reißen lassen. So strafte mau j, 
damals znweiten. Das war aber nicht Gerechtigkeit, sondern n 
G«allfamkeit. So hat Gott es nicht befohlen. 
j.
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.