Full text: Geschichten aus der Geschichte, das ist: Denkwürdigkeiten aus der Weltgeschichte

H., 54. Gustav Adolph 73 
auch nach Böhmen kam, und da in Prag gekrönt wurde. — 
Aber in allen diesen eigenwilligen Schritten war Gottes Segen 
nicht; denn von jeher hatten die Christes mehr Frieden und 
Segen, wenn sie stille duldeten, und Alles Gott anheim stellten, 
als wenn sie sich selber helfen wollten. Ein kaiserliches Heer 
rückte in Böhmen ein, Friedrich wurde auf dem weißen Berge 
bei Prag völlig geschlagen, und entfloh, Böhmen wurde unter¬ 
jocht, aller protestantische Gottesdienst wurde verboten, und wer 
nicht auswanderte, mußte seinen Glauben verleugnen. Es ver¬ 
ließen aber damals wohl au dreißig tausend Familien das Land. 
Vergebens traten jetzt andere Protestanten auf, und nabmen sich 
der Sache an, vergebens kam auch der dänische König Christian 
nach Deutschland herüber, um den Protestanten zu helfen. Der 
baierische General Titly, der die katholische Armee befehligte, 
besiegte Alle, und nach Verlauf von zehn Zähren war Kaiser 
Ferdinand II. in ganz Deutschland Herr und Meister. Da 
gab er das R e sti tut i oused ikt, d. h. erbefahl, es sollten 
alle Kirchengüter, welche die Protestanten besaßen, hcrausgegc- 
ben werden. Und wie man Ferdinand kannte, durfte man nicht 
erwarten, daß er eher aufhören werde, als bis er jede Spur 
des Evangeliums aus Deutschland ausgerottet haben würde. 
Große Heere standen bereit, um Alles in's Werk zu setzen, was 
der Kaiser wollte, und viele Gegenden Deutschlands waren schon 
schrecklich verwüstet. — Doch wenn die Noth am Größten, ist 
Gott mit seiner Hülfe am nächsten. 
§. 5ll. Gustav Adolph, f 1632. 
Von Norden her kam dießmal die Hülfe, und der Bote, der 
■ sie brachte, war König Gustav Adolph von Schweden, ein 
i Enkel von Gustav Wasa. In Wien nannte man den schwachen 
) Schwedenkönig damals spottweis nur immer den „Schneekönig!" 
i und der kaiserliche General Wallenstein äußerte sich: „Kommt 
r mir der Schneekönig nach Deutschland, gewiß! ich lasse ihn mit 
l Ruthen wieder nach Hause peitschen!" So wenig Respekt hatte 
r man damals vor den Schweden. Das kam aber bald anders. 
König Gustav und sein edles Volk waren tief betrübt über den 
l Jammer der Glaubensgenossen in Deutschland. — Es sammelte 
s sich ein kleines, aber tapferes Heer, und der König führte es 
t nach Deutschland hinüber. Solche Soldaten waren aber in 
ix unserm Vaterlande nimmer gesehen. Da hörte man keinen Fluch, 
I kein Scheltwort, sondern Gebete, Lobgesänge und verständige 
st Gespräche. Kein Kartenspiel duldete der König, und ein Be- 
r trunkener wurde auf das härteste bestraft. Und Gott war mit 
st dem Heere. Wohin es kam, zogen sich die Kaiserlichen zurück. 
A
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.