Full text: Geschichten aus der Geschichte, das ist: Denkwürdigkeiten aus der Weltgeschichte

H. 63. Friedrich !l 
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Nachfolger. Als Friedrich Wilhelm I. starb, hinterließ er einen 
Schatz von wohl zwanzig Millionen Thaler und das Reich hatte 
zwei und eine halbe Million Einwohner. 
§.63. Friedrich II. 
Ihm folgte sein Sohn Friedrich II., einer der größten 
Fürsten der neuern Zeit. Noch nicht lange hatte er die Regie¬ 
rung angetretcn, so mußte er Krieg führen. Der deutsche Kai¬ 
ser Leopold hatte Schlesien an sich gezogen, das zur Zeit des 
Churfürsten Friedrich Wilhelm an Brandenburg hatte fallen sol¬ 
len. Friedrich begehrte nun von der Kaiserin Maria Theresia, 
sie möge ihm dieß Land herausgeben. Sie wollte aber nicht. 
Da rückte Friedrich mit einem Heere in Schlesien ein und er¬ 
oberte es; denn er dachte, er dürfe das, was zu seinem Reiche 
rechtmäßig gehöre, nicht davon abkommen lassen. Maria The¬ 
resia konnte es auch nicht wieder abgewinnen, weil sie gerade 
mit andern Feinden zu kämpfen hatte; und obwohl sie noch ein¬ 
mal darum Krieg ansing, blieb die Sache doch, wie sie war. 
Da machte sie in der Stille einen Bund mit Sachsen, Rußland, 
Frankreich, Schweden und allen deutschen Fürsten gegen Preu¬ 
ßen, und es war schon beschlossen, das Land unter die Bundes¬ 
genossen zu vertheilen, und dem Könige nur einen kleinen Theil 
übrig zu lassen; aber — der Mensch denkt und Gott lenkt. 
Friedrich erfuhr Alles, kam ihnen zuvor, und rückte in Sachsen 
und Böhmen ein, und erfocht in dem siebenjährigen Kriege, den 
er nun mit seinen Feinden zu führen hatte, manchen herrlichen 
Sieg.. Einige Male wurde er zwar auch geschlagen, aber den¬ 
noch konnten die Verbündeten ihren Zweck nicht ausführen. Sie 
wurden es endlich müde, schlossen im Jahre 1763 Frieden, und 
von nun an wurde Preußen von den übrigen europäischen Reichen 
mehr geachtet, als zuvor. 
So wie Friedrich II. in diesen Kriegen sich als einen aus¬ 
gezeichneten Feldherrn gezeigt hatte, so auch bewies er sich irr der 
Verwaltung seines Reiches, und er war sehr thätig und eifrig 
in der Verwaltung seiner königlichen Geschäfte, und gönnte sich 
oft wenig Ruhe. Wenn man ihn ermahnte, sich zu schonen, so 
pflegte er zu antworten: „daß ich lebe ist nicht nöthig, wohl 
aber, daß ich thätig bin." Aber er hat auch Vieles ausgerich¬ 
tet, und das Land nahm zu an Ordnung und Wohlstand. Es 
blieb ihm sogar noch Zeit, sich mit Wissenschaften zu beschäfti¬ 
gen. Besonders liebte er die französische Sprache und die irr 
derselben geschriebenen Schriften, die viel gefälliger und witziger 
waren als die deutschen. Aber diese Vorliebe brachte ihm und 
dem Lande einen großen Nachtheil, denn die französischen Bücher
	        
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