Full text: Deutsche Gedichte für den Geschichtsunterricht

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darauf und veranlaßte mit dem trafen Werner von Kubrrrg eine Vmvörung. Mer die Cckwakm 
woltten ihm gegen den König nickt folgen; er mußte sick unterwerfen und ward auf die Pesie Eicbicken- 
stein gekrackt. Stach einigen Jahren ließ ihn Kourad vor siw Irmmen und lünd-ple ilm feine sircideit 
an. ja er wollte ihm sein Herzogihum Eckwaben zurückgeben, wenn Ernst seinen ehemaligen Berbündeien, 
den Grafe» Werner von Knburg, verfolgen helfe. Dazu verstand sich der Herzog jedoch nicht. Da traf 
ihn des Reiches Acht und der Kirche Bann- 
f 
20. Dev Mönch vov Heinrichs IV. Leiche. 
1. Der Herbst zog dunkel um die Hbh'n, 
Der Sturm flog durch die Wolken hin, 
Vom Rheine brauste laut Gestöhn, 
Verödet lag ein Eiland drin; 
Dralls staut? ein Sarg auf dunkl er Bahr, 
Ein Mann davor in Mönchsgewand,! 
Mit dunklen. Blick, mit grauem Haar, j 
Zur Leiche schauend unverwandt. , 
2. „So grüß' ich, Kaiser Heinrich, dich ! 
Von Palästina trieb's mich her-, 
Als deines Schicksals Kunde schlich, 
Fand ich nicht Ruh in Land und Meer, 
Du allerunglückvoUster Mann, 
Den jeder floh in wirrer Scheu, 
In Reiches Acht, in Papstes Bann, 
Im Tod liebt dich ein Fremder treu!" 
3. Dein Herz war edel, mild und gut, 
Es schlug voll kühner Tdatenlust, 
Als noch der Jugend frische Glut 
Dir pochte durch'die volle Brust. 
Zwei Priester haben es verheert, 
Die frech der Mutter dich geraubt; 
Die Leidenschaft hat 'Adalbert, 
Die Härte Hanno drein geschraubt. 
4. Als Jüngling wärest du umspürt 
Von Wölfen rin$ä im Lammgewand, 
Die Schaar, die dich verhetzt.verführt, 
Hob frech die Faust, die schlau dich band. 
Sie machte drr das Weib verhaßt, 
Die treu dir bis zum Tode blieb, 
Sie hat mit dir geschwelgt, gepraßt, 
Sie war's, die dich nach <Lach>en trieb. 
5. Wohl warst du hart und rasch und wild. 
Doch schlimm betrogen warst du auch; 
DeinHerz blieb stets versöhnbar, mild,! 
Bis Harzburg kiel in Schutt u id Rauch 
Es brach der Feind dein Lieblingsschloß,' 
Der Ahnen Asche wühlt' er auf, 
Da schlugest du ihm Mann und Roß ! 
Voll Heldenzorn im Siegeslauf. 
6. Dann rief Gregor, der stolz die Macht 
Der Staaten wie derKirch' gewann,. 
Zu steh» vor seines Stuhles Pracht;! 
Dich traf der Große mit dem Baun. 
Zwar setztest du ihn ab in Wuth, 
Doch borst du auch zuerst die Hand; 
Allein mit Bertha, sonder Hut," 
Zogst du zur Sühn' in Feindesland.! 
7. Wohl hat dich da der Winter kalt 
Auf eis'gen Alpenhöhn umkreist; 
Doch kälter jenes Mann's Gewalt, 
Der nie gewankt im stolzen Geist. 
Du mußtest vor Kanoffa's Schloß 
Drei Tag' und Rächte büßend stehn 
Im Minterfrost, verhöhnt vom Troß; 
Er ließ dich kaum gesühnet gehn. 
8. Es starb Gregor, doch wuchs sein Zorn 
Treu durch der spätern Päpste Herz; 
Sie öffneten des 'Aufruhrs Born, 
Die Fürsten hoben schnöd ihr Erz. 
Du standst in alter Kaiserpracht 
Und triebst die Gegenkön'ge fort; 
Es sank dir Rudolfs Pfaffenmacht 
Und Hermann hier und Ekbert dort. 
9. Doch weh! die Söhne übten dann 
Am eignen Vater Hochverrat!); 
Konrad hub in Italien an 
Und starb an früh mißlungner That; 
Dein Heinrich selbst, dein liebster Sohn, 
Ec steckte Aufruhrsfahnen auf; 
Du bist, verrathner Greis entflohn, 
Durch Berg und Wald ging irr 
dein Lauf. 
10. So fraßest du den Vaterschmerz, 
Allein, geächtet und gebannt, 
Bis dich der Sohn, das Eisenerz, 
Zu Ingelheim in Feffeln band. 
Ec riß dir Krön' und Purpur ab, 
Du flohst und starbst in fremdem Land, 
Sie gönnten dir kein ehrlich Grab, 
Sie setzten dich auk diesen Strand. 
11. Co grüß ich, Kaiser Heinrich, dich! 
Von Palästina trieb mich's her; 
Als deines Schicksals -Kunde schlich, 
Fand ich nicht Ruh in Land und Meer. 
Du allerunglückoollster Mann, 
Den jeder floh in wirrer Scheu. 
In Reiches 'Acht, in Papstes Bann, 
Im 2od liebt dich ein Fremder treu!" 
12. Gc sprach's und hob den Leichensang, 
Die Psalmen klangen Tag und Racyr, 
Er sang fünf lange Jahre lang. 
Da ward gelöset Bann und 'Acht. 
Die Leiche fand zu Sveicr im Dom 
Ein prächtig Kaisergrab sofort, 
Sed' blieb das Eiland in dem Strom. 
Ter Mönch zog «»gekannt von dort. 
W. Müller (geb. rw4, gcsi. lS.'T). 
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Ed. Förster, deutsche Gedichte.
	        
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