Die westlichen Hauptalpen.
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brochen und von Schnee und Eis weiter geschleppt worden. Eine solche Schutt-
ansammlung auf der Oberfläche der Gletscher nennt man Ober m oräne, im
Gegensatz zur Unter- oder Grundmoräne. Letztere bildet sich teils von selbst
durch die abschleifende Wirkung des Gletschereises, teils auch durch das Her¬
abfallen von Felsblöcken in die Gebirgsspalten. Während die reihenweise als
Seiten- oder Mittelmoräne angeordnete Obermoräne meist aus grossen Fels¬
stücken besteht, setzt sich die Grundmoräne mehr aus Schlamm zusammen, zu
dem auch der grobe Felsschutt allmählich zerrieben wird. Wir sehen, dass der
Rhônegletscher den Gletscherschutt meist erst an seinem Ende ablagert; dort
entsteht eine Stirnmoräne. Würde er immer mehr zurückschreiten, so
müssten sich seine Seitenmoränen als lange Schuttreihen ablagern, wie wir
sie in allen Gebieten früherer Vereisung antreffen.
Vom Rhônegletscher steigen wir hinauf zur Passhöhe der
Furka (= Gabel), die das Rhônethal vom Reussthale trennt, und
wandern durch letzteres weiter ostwärts, um auf die Felsplatte
des St. Gotthard zu gelangen. Dort stehen wir an einem wich¬
tigen Punkte. Vom St. Gotthard scheinen die Alpenzüge nach
allen Seiten auszustrahlen. Nach SW zweigt sich die Monteros a -
kette ab, uach W liegt die Finsteraarhorngruppe, uach
N. strahlt die Titlisgruppe (titlis = Brust, nach der Form des
Titlis) aus, nach NO setzt sich die Tödi g ruppe (detti = Finger,
nach der Form des Tödi), und uach O die Adulagruppe an.
In Pässen hängen diese Alpenzüge miteinander zusammen, aber
Flussthäler haben tiefe Furchen zwischen ihnen gezogen. So scheidet
die Rhône die Monterosagruppe von der Finsteraarhorngruppe,
die Aare (ara = Fluss) diese von der Titlisgruppe, die Re us s
letztere sowohl von der St. Gotthard- als auch von der Tödi-
gruppe, der Rhein (von -gall, rênes = Fluss) diese von der
Adulagruppe und endlich der Tes s in die letztere von den süd¬
lichen Verzweigungen des St. Gotthard.
Von der Platte des St. Gotthard wandern wir wieder hinab
in das obere Reussthal, um über den Oberalppass (¿046 m), in
dem die St. Gotthard- mit der Tödigruppe zusammenhängt, in
das obere Rh ein thai zu gelangen. Es ist der Quellarm des
Vorderrheins, durch dessen Thal wir unsere Wanderung Ost¬
nordost wärts fortsetzen.
Nach der Aufnahme des Mittelrheins, der von S. kommt,
erbreitet sich das Thal des Rheines. In der Laufrichtung des
Vorderrheins zieht es sich zwischen der steil aufgerichteten Mauer
der Tödikette einerseits und den Ausläufern der A d u 1 a g r u p p e
anderseits hin, meist ein anmutiges, von bewaldeten Höhen um-
kränztes Wies en thai bildend. Nachdem der sehr wasserreiche
Hinter r h ein, der ebenfalls von Süden kommt, sein Wasser in
das gemeinsame Bett ergossen hat, wendet sich der Fluss bei
Chur nach N. Hier sind wir am Ende der Wanderung durch die
Hauptalpen des westlichen Alpengebiets angelangt.
Im Verlaufe der Wanderung haben wir alle Hauptalpenzüge
kennen gelernt mit Ausnahme der westlich von der Gran Para¬
diso- und südlich von der Montblancgruppe gelegenen Pel-
vouxpruppe ispr. pälwuh), die ebenfalls sehr stattlich in die Höhe