166. Der Geizige. 167. Der Geizige und der Affe. 107
166. (168.) Der Geizige.
„Ich Unglücklicher!“ klagte ein Geizhals seinem Nach-
bar. „Man hat mir den Schatz, den ich in meinem Garten
vergraben hatte, diese Nacht entwendet und einen ver¬
dammten Stein an dessen Stelle gelegt.“ — „Du würdest,“
antwortete ihm der Nachbar, „deinen Schatz doch nicht ge¬
nützt haben. Bilde dir also ein, der Stein sei dein Schatz,
nnd du bist um nichts ärmer.“ — „Wäre ich auch schon um
nichts ärmer,“ erwiderte der Geizhals, „ist ein anderer nicht
uni so viel reicher? — Ich möchte rasend werden!“
Lessing.
167. (169.) Der Geizige und der Affe.
Ein Geizhals hatte einen Asien. —
Ein Geizhals sein und den sich anzuschaffen,
Das klingt zwar sonderbar, doch war es wohl bedacht:
Gesellschaft kostet Geld und Menschen können stehlen;
Der Affe trieb bloß seine Possen bis zur Nacht;
Vor ihm braucht' er nichts zu verhehlen;
Er konnt' im Gelde wühlen und Dukaten zählen;
Der schwatzte nichts, und kurz, er war nach seinem Sinn!
Die Meerkatze.
Einst rief der Glockenschlag ihn nach der Kirche hin;
Denn hier dacht' er durch Beten und durch Singen
Dem Himmel neuen Segen abzudringen.
Er ließ aus großer Eil' das Schreibpult offen steh'n,
Wo ihn der Affe hatt' im Golde wühlen seh'n.
Petz, der den Haufen Gold erblickte,
lind den die lange Weile drückte,
Sinnt sich zum Zeitvertreib ein kleines Spielwerk aus: