Full text: Deutsche Gedichte für den Geschichtsunterricht

60 
Rathha us zu Heilbrorin. 
Kaiserliche Räthe. 'Hauptmann. Rathsherren von Heilbronn. 
Rathsherr. Wir haben auf euern Befehl die stärksten und tapfersten 
Bürger versammelt; sie warten hier in der Nähe auf euern Wink, um sich Ber- 
lichinqens zu bemeistern. 
Erster Rath. Wir werden Jhro Kaiserlichen Majestät eure Bereitwilligkeit, 
Ihrem höchsten Befehl zu gehorchen, mit vielem Vergnügen zu rühmen wissen. — 
Es sind Handwerker? 
Rathsherr. Schmiede, Weinschröter, Zimmerleute, Männer mit geübten 
' Fäusten und hier wohl beschlagen (auf die Brust deutend). 
Rath. Wohl. 
Gerichtsdiener (kommt). Götz von Bcrlichingen wartet vor der Thür. 
Rath. Laßt ihn herein. 
Götz (kommt). Gott grüß euch, ihr Herren, was wollt ihr mit mir? 
Rath. Zuerst, daß ihr bedenkt, wo ihr seid? und vor wem? 
Götz. Bei meinem Eid, ich verkenn euch nicht, meine Herrn. 
Rath. Ihr thut eure Schuldigkeit. 
Götz. Von ganzem Herzen. 
Rath. Setzt euch. 
Götz. Da unten hin? Ich kann stehen. Das Stühlchen riecht so nach 
armen Sündern, wie überhaupt die ganze Stube. 
Rath. So steht! 
Götz. Zur Sache, wenn's gefällig ist. 
Rath. Wir werden in der Ordnung verfahren. 
Götz. Bin's wohl zufrieden, wollt, es wär von jeher geschehen. 
Rath. Ihr wißt, wie ihr auf Gnad und Ungnad in unsere Hände kamt. 
Götz. Was gebt ihr mir, wenn ich's vergesie? 
Rath. Wenn ich euch Bescheidenheit geben könnte, würde ich eure Sache 
gut machen. 
Götz. Gut machen! Wenir ihr das könntet! Dazu gehört freilich mehr 
(als zum Verderben. 
Schreiber. Soll ich das alles Protokolliren? 
Rath. Was zur Handlung gehört. 
Götz. Meinetwegen dürft ihr's druckell lasten. 
Rath. Ihr wart in der Gewalt des Kaisers, dessen väterliche Gnade an 
den Platz der majestätischen Gerechtigkeit trat, euch anstatt eines Kerkers Heil¬ 
bronn, eine seiner geliebten Städte, zum Aufenthalt anwies. Ihr verspracht mit 
einem Eid, euch, 'wie es einem Ritter geziemt, zu stellen und das Weitere de¬ 
müthig zu erwarten. 
Götz. Wohl, und ich bin hier und warte. 
Rath. Und wir sind hier, euch Jhro Kaiserlichen Majestät Gnade und Huld 
zu verkündigen. Sie verzeiht euch eure Übertretungen, spricht euch von der Ächt 
und aller wohlverdienten Strafe los, welches ihr mit unterthänigem Dank er¬ 
kennen und dagegen die Urfehde abschwören werdet, welche euch hiermit vorgelesen 
werden soll. 
Götz. Ich bin Jhro Majestät treuer Knecht wie immer. Noch ein Wort, 
f ehe ihr weiter geht. Meine Leute, wo sind die? Was soll mit ihnen werden? 
I Rath. Das geht euch nichts an. 
Götz. So wende der Kaiser sein Angesicht von euch, wenn ihr in Noth steckt! 
Sie waren meine Gesellen und sind's. Wo habt ihr sie hingebracht? 
Rath. Wir sind euch davon keine Rechnung schuldig. 
Götz. Ah! Ich dachte-nicht, daß ihr nicht einmal zu dem verbunden seid, 
was ihr versprecht, geschweige — 
Rath. Unsere Commission ist, euch die Urfehde vorzülegen. Unterwerft euch 
j dem Kaiser, und ihr werdet einen Weg finden, um eurer Gesellen Leben und Frei¬ 
heit zu flehen. 
Götz. Euern Zettel. 
Rath. Schreiber, leset.
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.