Der Anfang der Reformation. 129 
Gebrauche abgeschafft, der Gottesdienst bekam eine andre 
Einrichtung (Liturgie) und 1621 erhielt man das erste Ge¬ 
sangbuch mit 8 Liedern, die bald bis zu 4o vermehrt wurden. 
Aber Luther bewies überall eine gewisse Schonung und Nach- 
sieht gegen diejenigen, welche das Alte nicht gern aufgeben 
mochten. Da er überall in wichtigen kirchlichen Angelegen¬ 
heiten um Rath befragt, sein Heller Geist und sein edler Wille, 
nur das Wahre und Gute zu suchen, ohne dabei auf Lob 
und Tadel zu achten, anerkannt wurde, und wirklich Jemand 
nöthig war, der mit kräftiger Hand verbesserte, aber auch 
Zerstörungen zu verhüten suchte, so betrachtete er sich jetzt al¬ 
lerdings als das Werkzeug der Vorsehung zu einer Kirchen- 
verbcsserung und sprach ein nachdrückliches Wort, wo ihn 
seine Ueberzeugung dazu aufforderte. Er selbst schritt in 
seiner Erkenntniß immer fort und wollte denn nun auch den 
Christen das Christenthum wieder geben, wie er es in der 
Quelle gefunden hatte, ja sie selbst dahin weisen. 
Der edle Friedrich, mit Recht der Weise genannt, hatte 
sich nicht geradezu von der römischen Kirche losgesagt, aber 
Luthern treu geschützt, bis man ihn widerlegt haben würde; 
ja er fürchtete sich nicht, als ihm 1628 der Papst Hadrian 
mit dem kaiserlichen und päpstlichen Schwerte, ja mit der 
Hölle drohte. Er starb i5'i5. Sein Bruder Johann der 
Beständige erklärte sich laut für die Kirchenverbesserung; die 
lateinische Sprache wurde bei dem Gottesdienste gänzlich 
nebst manchen alten Gebrauchen abgeschafft, die päpstliche 
und bischöffliche Gewalt aufgehoben, die Sacramente auf 
die zwei von Christo angeordneten beschränkt, der Kelch im 
heiligen Abendmahl hergestellt, die Klöster immer mehr ver¬ 
mindert, wobei freilich auch der Eigennutz sich zuweilen gut 
bedachte. 
1627 bekam Luther den Auftrag die Kirchen und Schulen 
im Lande zu untersuchen und auf Verbesserungen zu denkeu. 
Ach wie traurig stand es da! Man lese nur die Vorrede zu 
seinem Katechismus. Manche Lehrer wußten nicht das Va¬ 
ter unser, den Glauben und die zehn Gebote auswendig, 
konnten kaum lesen, nochweniger aber Etwas erklären. 
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