Fortgang der R eformatron. 139
Reichstag entscheiden würde: doch bauten sie nicht viel darauf,
sondern erweiterten >555 den Bund auf zehn Jahre, denn der
Kaiser war nur freundlich oder unfreundlich nach denUmstan-
den. Auf Johann den Beständigen, einen sehr ruhmwürdigen
Fürsten, folgte jl55u Johann Friedrich der Großmüthige. —
§. 32.
Fortsetzung.
Herzog Heinrich von Sachsen. Das Concilium
zu Trident.
So wie nun Luther immer noch mehr an seiner Bibel¬
übersetzung verbesserte, die von Zeit zu Zeit wieder abgedruckt
werden mußte, so wirkte er auch durch eine große Anzahl
von Erbauungsschriften, half überall, wo er befragt wurde,
das Bessere einrichten, oder schickte seine Freunde hin, beför¬
derte auch im I. 1558 eine abermalige Kirchen- und Schul-
Visitation. Im I. 155g starb sein bitterer Feind, Herzog
Georg von Sachsen. Dieser übrigens einsichtsvolle Fürst
tadelte selbst sehr stark die kirchlichen Mißbräuche, wußte
aber doch nicht zu helfen, und gegen Luthern war er zuletzt
so eingenommen, daß ihm Alles, was von diesem hcrkam,
höchst zuwider war. So hatte er ein Buch erhalten: „Ob
Kriegslcute auch in seligem Stande scyu können," das
von Luthern war, was aber Georg nicht wußte, da der Titel
fehlte. Der Herzog lobte es ungemein und sagte zu dem be¬
rühmten Maler Lucas Cranach, Luthers Freunde, cs könn¬
ten auch noch andre Männer als Luther erbauliche Bücher
schreiben. Da zeigte ihm Cranach ein Exemplar mit Luthers
Namen und Vorrede. Beschämt rief Georg: „Es ist doch
Schade, daß ein so heilloser Mönch so ein gutes Büchlein
hat machen sollen." Er war unzufrieden mit dem Kurfür¬
sten, verbot den Gebrauch der lutherischen Bibelübersetzung,
das Anhören lutherisch gesinnter Prediger, bestrafte die, wel-
che zu ihnen gingen und entließ seinen Hofprediger, weil er
nicht nach der alten Art predige; auch sollte kein Edelmann
einen lutherischen Prediger haben, sondern eher seine Güter
verkaufen und das Land räumen; denn Luther sey ein Apostel