Full text: Geschichte der Reformation

232 D licke auf den Zustand der protestantischen Kirche 
tischen Missionsanstalten. Man unterrichtet funge Leute, die 
Lust und Fähigkeit zu diesem Beruf haben, der allerdings 
schwer ist, indem sie Vaterland und alle Annehmlichkeiten 
und Verbindungen, vielleicht auf immer aufgeben, und ein 
nicht selten sehr mühseeliges, gefahrvolles und wenig reizen¬ 
des Amt übernehmen müssen, in den nöthigen Sprachen und 
Wissenschaften, so wie in andern Kenntnissen, womit sie 
unter den Fremdlingen nützen können, und man thcilt zu¬ 
gleich unter diese Neubekehrten allerhand Schriften aus. In 
Berlin, Dresden, Leipzig, Stuttgart, Tübingen und sonst 
noch gibt es dergleichen Gesellschaften. Es ist indeß bis¬ 
weilen, vielleicht in der besten Absicht, dennoch gefehlt wor¬ 
den und wird auch wohl noch gefehlt. Es bleibt zwar ein 
Recht, ja eine Pflicht, Andern das Bessere mitzutheilen, aber 
es ist unrecht, sie durch Drohungen und Gewaltthatigkeiten 
zu dem christlichen Glauben zwingen zu wollen, was beson¬ 
ders von den katholischen Missionen oft geschehen ist. Tragt 
man ferner diesen ungebildeten Völkern dunkle, schwere Leh¬ 
ren über die Gnadenwahl, Bekehrung, Abendmahl wohl gar 
zum Anfänge vor, und begnügt sich, wenn sie die Formeln 
darüber hersagen können; gibt man ihnen statt der Milch 
Speisen, die ihren Kräften nicht angemessen sind; statt der 
einfachen, gesunden Nahrung in der Geschichte, in den Gleich¬ 
nissen, und in den Aussprüchen Jesu, besonders in der Bergpre¬ 
digt, so wie in den praktischen Theilen derApostelbriefe, welche 
dem kindlichen und oft kindischem Verstände faßlich und dem 
Gemüthe wohlthuend gemacht werden können, das dunkle, 
prophetische Wort, mystische Deutungen über das A.T., wie 
sie in manchen Tractatchen Vorkommen, bringt man ihnen alt¬ 
jüdische Begriffe von Gottes Zorn und Rache und von der noth- 
wendigcn blutigen Versöhnung bei, und streuet damit Samen 
aus, daß diese Christen bei erwachter Vernunft auch erst 
durch die Schulen des Haders und der Verfolgung, des 
Hasses und Kampfes, wie die ältere Christenheit gehen 
müssen, dann hat man freilich schlecht für sic gesorgt. Und 
überhäuft man sie mit sinnlichen Gebrauchen, führt sie zu 
einerVerehrung der Heiligen, der Reliquien und zum Glauben
	        
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