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sprachen, sollte zuweilen mehr gelten, als das Wort des
Vischoffs und sie maßten sich auch wohl selbst ein Ansehen
an, das nur störend für die christliche Ordnung und Kirchcn-
zucht scyn konnte. Die Verehrung der Verstorbenen ging
endlich in groben Aberglauben über.
§. 8.
Schluß dieses Zeitraums.
Es zeigten sich am Ende dieser Periode doch Spuren,
wie auch schon die damaligen Christen sich der Gefahr näher¬
ten, an den Hauptgrundsätzen ihrer Religion zu künsteln,
statt sie in ihrer Einfachheit beizubchalten, sich nach ihnen
zu bilden und sie auf Gesinnung und Leben anzuwenden; die
Gefahr, verwerfliche Menschensatzungen aufzunehmen, sie
hartnäckig zu vertheidigen, und dem Ehrgeize, so wie der
Herrschsucht und dem Eigennutze einen weiten Spielraum zu
gewähren.
Es war natürlich, daß die altern und ersahrnern Lehrer,"
besonders wenn sie Schüler der Apostel waren, oder an gro¬
ßen Gemeinen standen, welche die Apostel selbst gestiftet hat¬
ten, zuerst in wichtigen Angelegenheiten befragt wurden,
da man bei ihnen die beste Kenntniß von dem Sinn und
Willen der Apostel voraussetzte. Besonders standen die Vi-
schösse in Jerusalem, Alexandrien, Rom, Antiochien und
Carthago in hohem Ansehen, ohne daß sie darum sich ein
besonderes Vorrecht anmaßten. Jeder leitete die Angelegen¬
heiten seiner Kirche; zuweilen kamen mehrere Bischöffe zu¬
sammen und besprachen sich in solchen Versammlungen (Con-
cilien) über das Wohl der christlichen Kirche, ohne daß einer
dem andern Vorschriften machte; indessen bekamen solche
Concilien doch bald ein gesetzliches Ansehen, wobei nicht
immer Gründe, sondern oft Streitsucht und Gewalt ent¬
schieden, und die nicht selten verständigere andere Partei
wurde überschrieen; Gewalt galt späterhin oft für Recht.
Man zeichnete allerdings den Bischoff von Rom frühzeitig
aus, weil Rom damals die Hauptstadt der Welt war, diese
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