Full text: Geschichte der Reformation

36 Schluß dieses Z ei t ra u ms. 
Gemeine auch bald zahlreich wurde, und weil man, da Pe¬ 
trus und Paulus einige Zeit dort gelebt hatten, über das 
christliche Wesen manche nützliche Belehrung, wie in andern 
dergleichen Vereinen, haben konnte. Aber cs war in Rom 
eine christliche Gemeine, ehe Petrus und Paulus hingekom¬ 
men sind, und daß Petrus der erste Bischoff dort gewesen, 
wird jetzt auch nicht mehr von gelehrten Katholiken geglaubt. 
Eben so wenig räumte man dem römischen Bischoff in die¬ 
sem Zeiträume eine allgemein geltende und entscheidende 
Stimme ein; ja als einer am Ende des zweiten Jahrhun¬ 
derts sich anmaßte, die zahlreichen Christengemeinen nicht 
mehr als christliche Mitglieder anzuerkennen, weil sie das 
Osterfest an einem andern Tage feiern wollten, so wurde er 
mit großem Unwillen zurecht gewiesen. 
Die Stiftung und Verbreitung des Christenthums for¬ 
derte Männer, welche so wenig als möglich durch Verbin¬ 
dungen an Familien, Güter, Wohnörter u. s. w. gehindert 
wurden, überall und zu jeder Zeit das Evangelium zu ver¬ 
kündigen, und alles dafür hinzugeben; und in den Tagen 
derVerfolgung konntePaulus, ohne zu befehlen, den Christen 
wohl a n rat h e n, unverheirathct zu bleiben. Allein Petrus 
und andre Apostel waren verheirathet und nirgends ist i>n N. T. 
der Ehestand verboten oder der Ehelosigkeit (Coelibat) an 
sich ein Verdienst beigelegt. Und dennoch fing man schon 
in diesem Zeiträume an ihr einen besondcrn Werth zuzuschrei- 
ben; manche Bischöffe hoben ihre Ehe auf, und vorzüglich 
mißbilligte man die zweite Ehe, ohne die vernünftigen Gründe 
zu berücksichtigen, die dazu bestimmen können; übrigens findet 
man in dieser Zeit und weit später noch viele angesehene 
Wifchöffe, welche verheirathet waren. 
Den christlichen Lehren, welche von ihren ersten Ver¬ 
kündigern einfach vorgetragen wurden, drohte bald auch 
Nachtheil dadurch, daß viele Gelehrte aus Juden und Heiden, 
die zu ihr übertraten, ihre gelehrten Meinungen auf sie 
übertrugen, durch mancherlei künstliche Deutungen in der 
heiligen Schrift ihre Lieblingsvorstellungcn wieder fanden, 
oder sonst ihren Scharfsinn an den dunkeln Lehren oder Stellen 
♦
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.