Gregorilis.
61
aber wenig hielt. Diesen Hader und Streit, der vieles
Menschenblut kostete, mußten die armen Christen, welche die
Sache nichts anging, mit Gut und Leben ausbüßen; die
Papste gingen meist zuletzt als Sieger aus. Der Papst Ha¬
drian IV. verlangte von dem Kaiser Friedrich I. Barbarossa
oder der Rothbart vor der Krönung, daß er ihm den Steig¬
bügel halten sollte, und der sonst wackere Kaiser verstand sich
dazu, zum Zeichen seiner Unterwürfigkeit. Er wollte den
Papst bei einigen Streitigkeiten züchtigen, mußte aber mit
Schimpf und Schande abziehen. Gegen das Jahr 1200 war
auch die letzte Spur der kaiserlichen Gewalt in Rom ver¬
schwunden. Die Geschichte der Papste ist nun meistens ein
Kampf mit der weltlichen Macht, um die ihrige zur höchsten
zu machen, welchen auch die sonst besser gesinnten und gelehr¬
ten Papste nicht aufgaben und wobei sie eine geraume Zeit
meistens siegten. Sie wollten Könige ein - und absetzen, Lan¬
der verschenken oder regieren. So übergab der Papst dem
Könige von England die Insel Irland mit den Worten: Ec
erlaube es dem Könige, sich dieses Landes und aller Inseln,
welche das Christenthum nicht angenommen hatten und wel¬
che alle dem römischen Stuhle gehörten, zu bemächtigen und
den christlichen Glauben einzuführen, mit der Bedingung,
daß von jedem Haufe jährlich ein Groschen für den heiligen
Petrus bezahlt würde. Noch wollte der männliche Kaiser
Ludwig der Vaier nach dem Jahr iZi4 einen Versuch machen
den Papst zu demüthigen. Er ließ sich in Rom krönen, und
einen Gegenpapst wählen, auch schrieb man gegen den Papst
für den Kaiser. Aber kaum war er von Rom weg, so wurde
er und sein Papst in den Bann gethan und konnte nie, so
sehr er sich demüthigte, Absolution erhalten. Die Bulle
oder der päpstliche Verdammungsbcfehl von Clemens VI.
war schrecklich und übertraf alles, was seine Vorgänger
gesagt hatten. Es hieß: „Gott strafe denKaifer mit Wahn¬
sinn und Raserei; der Himmel schütte seine ganze Wuth über
ihn aus; der Zorn des heiligen Paulus und Petrus treffe
ihn in dieser und in der künftigen Welt; sein Name erlösche
in der ersten Nachkommenschaft, sein Andenken möge von