Full text: Geschichte der Reformation

Gregorilis. 
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aber wenig hielt. Diesen Hader und Streit, der vieles 
Menschenblut kostete, mußten die armen Christen, welche die 
Sache nichts anging, mit Gut und Leben ausbüßen; die 
Papste gingen meist zuletzt als Sieger aus. Der Papst Ha¬ 
drian IV. verlangte von dem Kaiser Friedrich I. Barbarossa 
oder der Rothbart vor der Krönung, daß er ihm den Steig¬ 
bügel halten sollte, und der sonst wackere Kaiser verstand sich 
dazu, zum Zeichen seiner Unterwürfigkeit. Er wollte den 
Papst bei einigen Streitigkeiten züchtigen, mußte aber mit 
Schimpf und Schande abziehen. Gegen das Jahr 1200 war 
auch die letzte Spur der kaiserlichen Gewalt in Rom ver¬ 
schwunden. Die Geschichte der Papste ist nun meistens ein 
Kampf mit der weltlichen Macht, um die ihrige zur höchsten 
zu machen, welchen auch die sonst besser gesinnten und gelehr¬ 
ten Papste nicht aufgaben und wobei sie eine geraume Zeit 
meistens siegten. Sie wollten Könige ein - und absetzen, Lan¬ 
der verschenken oder regieren. So übergab der Papst dem 
Könige von England die Insel Irland mit den Worten: Ec 
erlaube es dem Könige, sich dieses Landes und aller Inseln, 
welche das Christenthum nicht angenommen hatten und wel¬ 
che alle dem römischen Stuhle gehörten, zu bemächtigen und 
den christlichen Glauben einzuführen, mit der Bedingung, 
daß von jedem Haufe jährlich ein Groschen für den heiligen 
Petrus bezahlt würde. Noch wollte der männliche Kaiser 
Ludwig der Vaier nach dem Jahr iZi4 einen Versuch machen 
den Papst zu demüthigen. Er ließ sich in Rom krönen, und 
einen Gegenpapst wählen, auch schrieb man gegen den Papst 
für den Kaiser. Aber kaum war er von Rom weg, so wurde 
er und sein Papst in den Bann gethan und konnte nie, so 
sehr er sich demüthigte, Absolution erhalten. Die Bulle 
oder der päpstliche Verdammungsbcfehl von Clemens VI. 
war schrecklich und übertraf alles, was seine Vorgänger 
gesagt hatten. Es hieß: „Gott strafe denKaifer mit Wahn¬ 
sinn und Raserei; der Himmel schütte seine ganze Wuth über 
ihn aus; der Zorn des heiligen Paulus und Petrus treffe 
ihn in dieser und in der künftigen Welt; sein Name erlösche 
in der ersten Nachkommenschaft, sein Andenken möge von
	        
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