Full text: Geschichte der Reformation

02 Noch verschiedene Ursachen und Folgen 
der Erde vertilget werden; mögen sich alle Elemente gegen 
ihn verschwören; mögen seine Kinder in die Hände seiner 
Feinde gerathen und unter den Augen des Vaters gemartert 
werden"!!! Eosprach der erste Lehrer der Religion, welche 
gebietet: „Segnet und fluchet nicht". Dazu belegte er das 
Land mit dem Interdikt oder großen Bannflüche. Da hörte 
aller Gottesdienst auf, die Kirchen wurden verschlossen, keine 
Glocken wurden gelautet, keine Sacramente verwaltet, keine 
Ehe eingcsegnet, die Leichen wurden in ungewcihte Erde ge¬ 
scharrt, selbst das Bartscheercn und Grüßen war untersagt, 
um alles in Trauergestalt zu versetzen. Man kann sich leicht 
denken, was dieß für einen Eindruck in den Zeiten des Aber¬ 
glaubens machen mußte. Auch Ludwigs Unterthancn zit¬ 
terten; die Kurfürsten oder die Fürsten, die jetzt allein den 
Kaiser wählten, thaten zwar einen Schritt, sich mit ihrem 
Kaiser von dem Papste frei zu machen, aber sie setzten es 
nicht durch und kaum konnte sich Ludwig gegen seinen Gcgen- 
kaiser erhalten. Das war aus dem Vischoff von Rom ge¬ 
worden ! 
§. 16. 
Noch verschiedene Ursachen und Folgen der päpst¬ 
lichen Herrschaft. 
Ist cs zu verwundern, daß das Christenthum kaum noch 
kenntlich war, daß, da an seinen Hauptzweck, die Menschen 
zu erleuchten und zu bessern, so wenig gedacht, so wenig für 
ihn gcthan wurde, Unwissenheit und Aberglaube mit ihren 
verderblichen Folgen überhandnahmen, Lehren, Meinungen 
und Gebrauche zum Vorschein kamen, welche das Christen¬ 
thum nicht kennt? Wir wollen nur einige erwähnen: 
Das Zeichen des Kreuzes kann eine sehr heilsame Erin¬ 
nerung an den Gekreuzigten geben; aber es war schon Mi߬ 
brauch, daß Constantinus solche Kreuze überall an öffentli¬ 
chen Orten und in Pallasten aufstcllte und es dadurch gemein 
machte. Aber da nun seine Mutter Helena das Kreuz, wo¬ 
ran Jesus gestorben seyn sollte, gefunden haben wollte,
	        
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