Full text: Lehrbuch der Geschichte des preußischen Staates für Schulen und den Selbstunterricht

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den baldigen Ausbruch jenes Feuers verkündeten, das, 
in seiner dreißigjährigen Verheerungszeit, Deutschland 
als Mittelpunkt der europäischen Staatskunst Hervor¬ 
gesten ließ aus dem Streite der religiösen und politi¬ 
schen Elemente, und erst dann erlosch, als der seit 
langer Zeit ringsum verbreitete Brennstoff verzehrt, 
alle Kraft wie alle Lust erschöpft und das Schwert 
den furchtbar verschlungnen gordischen Knoten der 
Verhältnisse nicht mehr zu zerhauen, geschweige denn zu 
lösen im Stande war. 
Dieser Fürst ist vielfältig beschuldigt worden, daß er 
Schritte gethan habe, die nicht bloß in seinem Hause 
und Lande den Frieden störten, sondern auch den Aus¬ 
bruch des Religionszwistes sowohl als den revolutio- 
nairen Charakter des dreißigjährigen Krieges zeitigten. 
Wären, wie hie und da wirklich gemeint wird, die 
Menschen Urheber der großen Begebenheiten auf 
Erden, dann freilich müßte gerechter Tadel den Für¬ 
sten treffen, der in solchen Schöpfungsmomenten seine 
Kraft und Weisheit darzuthun vernachlässigte. Weil 
aber die Begebenheiten es sind, von denen große 
Menschen erzeugt werden, so mag es, auch für 
den weisesten Fürsten, genug sein, wenn--er in seinem 
Thun das Vorhandene berücksichtigt und die Anzei¬ 
chen am Horizonte des Weltlebens nach allgemeinen 
Grundregeln deutet. Unmöglich kann man billiger 
Weise von ihm begehren, daß er in Rücksicht auf 
Ereignisse handle, die noch nicht vorhanden sind, 
in dem Geiste von Menschen, die noch nicht vor¬ 
handen sein können weil jene Ereignisse sie erst 
erzeugen müssen. Denn alle Begebenheiten sind 
nichts mehr und nichts minder, als gewisse Folgen 
des Vergangnen, und in dieser Hinsicht im tiefverbor¬ 
genen Inneren der Wesen und Dinge nach unwan¬ 
delbaren Grundsätzen vorherbestimmt. Beide, — We¬ 
sen sowohl als Dinge, — schreiten fort auf der von 
der Allmacht ihnen vorgezeichneten Naturbahn; sie ge¬ 
langen an die einzelnen Punkte dieser Bahn, wo, dem 
Menschenauge unsichtbar, die Kreise des Weltlebens 
sich berühren; — sie offenbaren sich dort — und nun 
erst treten die Begebenheiten ins Erdcnleben. Von 
diesem Gesichtspunkt aus sollen und müssen wir das
	        
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