Object: Geschichte der Hellenen in neuen und alten Darstellungen (1)

318 
Geschichte der Hellenen. 
am delphischen Tempel stritten. Die ersteren suchten und fanden eine Stütze 
in Sparta, die anderen in Athen. Sparta brannte darauf, die von ihm nicht 
anerkannten Eroberungen Athens in Mittelgriechenland wieder rückgängig zu 
machen: durch sein Jnterventionsheer wurden die Delphier in den Alleinbesitz 
des Tempels eingesetzt. Nach Abzug der Spartiateu übergab ein unter Perikles' 
Führung heranziehendes Jnterventionsheer das delphische Heiligtum wiederum 
deu Phokieru. Sparta bemühte sich nun mit Erfolg, die den Athenern seit 
Önophytä unterworfenen Landschaften aufzuwiegeln. In Böotien kam es zu 
einem Einfall der verbannten Oligarchen und, infolge davon, zu einer all¬ 
gemeinen Schilderhebuug, der sich die Emigrierten Euböas und die Lokrer 
anschlossen. Gegen des Perikles Warnungen wagte Tolmides mit unfertigem 
Heere fast tollkühu die Schlacht bei Koronea (Herbst 447) uud wurde besiegt. 
Unaufhaltsam entwickelten sich die Wirkungen dieser Niederlage: Böotien 
mußte geräumt werden; und damit war denn auch Lokris preisgegeben und 
Phokis geopfert; hierauf fielen auch unzufriedene Bnndesgenoffer ab, Euböa, 
sogar Megara. Dann nahte (Sommer 446) ein großes peloponnesisches Heer; 
Perikles wandte diese Gefahr dnrch Bestechung und geschickte Verhandlungen 
ab. Auch gelang ihm die Wiederunterwerfung Euböas. Allein der Ansatz 
festländischer Macht und Hegemonie blieb dennoch gebrochen. 
Nicht mit Unrecht schrieb Perikles das Unheil großenteils den inneren 
Lähmungen durch die Fusion zu. Er war daher entschlossen, sich nun vor 
allem und ein- für allemal dieser innern Fessel zu entledigen. Daher betrieb 
er mit Eifer die Friedensunterhandlungen mit Sparta, welche noch 446 zum 
Abschluß eines dreißigjährigen Waffenstillstandes führten: Athen verzichtete 
aus alles Verlorene, aber dafür rang Perikles den Spartiaten zwei sehr 
wichtige Bestimmungen ab: fortan solle es allen griechischen Staaten, die weder 
in dem peloponnefischen noch in dem delischen Buude inbegriffen seien, freistehen, 
sich nach Gefallen einem der beiden Teile anzuschließen; im Falle von Streitig¬ 
keiten solle nicht an die Waffengewalt, sondern an eine schiedsrichterliche Ent¬ 
scheidung appelliert werden. So sonnte denn Perikles hoffen, auf friedsame 
Weise das Verlorene wiederzugewinnen, und noch vieles andere dazu; zugleich 
aber, die hellenische Welt mehr uud mehr von den leichtsinnig angesponnenen 
Kriegen zu entwöhnen, wodurch sie sich unter einander selbst zur Schadenfreude 
der Barbaren zerfleischten. 
Nunmehr schritt Perikles im Innern ungesäumt zu einer Kündigung 
höheres ‘)er Fusion. Der Parteigegensatz hatte nachgerade wieder eine Schärfe an- 
Perikles genommen, die ein Zusammenwirken nicht mehr möglich machte. Das Scherben- 
(444)’ gericht (444) entschied für Perikles; fein Hauptgegner, Thukydides der ältere, 
wurde verbauut. Seitdem stand Perikles im Staate fast auf der Höhe der 
Alleinherrschaft. Mit dem Einfluß der Rede verband er nunmehr unausgesetzt
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.