Full text: Geschichte des deutschen Volkes und des deutschen Landes

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Boksbeutel.) Das Ding oder die Malstätte (Weichbild) war mit einer Säule, 
gewöhnlich der geharnischten Statue des Kaisers bezeichnet, wovon man es die Ro¬ 
landssäule nannte und als Wahrzeichen voller Gerichtsbarkeit ansah. Um das 
Jahr 1850 kommt ein selbstgewählter Rath von 20 Rathsmännern (consules) mit 
4 Bürgermeistern (proeonsules), seit 1437 auch ein Syndicus vor, welche Stelle 
der 1517 sterbende Domdechant und Historiker Dr. Albrecht Kranz verwaltete. Im 
I. 1410 erzwangen die Bürger eine Vertretung durch die sogenannten Sechziger. 
Um 1400 hatte die Stadt schon vier große Kirchspiele, mehrere Klöster, Spitäler, 
Schulen, hatte bereits die Elbinseln, das Schloß und Amt Ritzebüttel und vieles 
benachbarte Gebiet erworben, hatte selbst ein eigenes Botenwesen zu den verbün¬ 
deten Handelsstädten, Kaufmannsälterleute (später Börsenalte) und Zollherren. 
Förmlich privilegirte Reichsstadt — obschon sic längst für solche gehalten, auf viele 
Reichstage berufen und 1471 mit einer Türkenhülse von IO Mann zu Roß und 
20 Mann zu Fuße angeleget war — wurde sie erst 1510. Sehr zeitig durch die 
Bildung ihrer Bürger für die Reformation gestimmt, wurde diese selbst — 1526 
begonnen und 1529 durch Bugcnhagens Kirchcnordnung vollendet. 
Zweites H a 11 p t ft ü dv. 
Geschichte Deutschlands und der Reformation bis zur Augsburger Reichs¬ 
versammlung und Confession (LLL? — LLL«) 
Das einzige Gute, welches sich von der damaligen Form Deutschlands sagen 
ließ, war, daß bei ihr weder Tyrannei der einzelnen Reichsoberhäupter, noch eine 
allgemeine Anarchie ungestraft ausbrechen konnte, wie nahe cs auch in den nächsten 
Jahren an Beides streifte^). Da nun aber mehr wie früher Deutschland mit sei¬ 
nen Nachbarn in Berührung kommt, darf ein Blick auf diese hier nicht fehlen. 
Wenn auch nicht unmittelbarer Nachbar, doch bald verbrüdertes Reich war 
Spanien oder Aragon und Castilien, 1479 in einem Herrschcrpaare zusammen¬ 
gebracht, 1492 durch die Eroberung von Granada aller fremden Bestandtheilc ent¬ 
ledigt und 1.516 nach des alten Ferdinand von Aragonien Tode iu dessen und Maxi¬ 
milians Enkels Händen zu einem Königreich verschmolzen. Und König Karl I. 
(geb. 1500) Erzherzog Philipps und der Juanna Sohn, wenn er auch auf das 
großväterliche Oesterreich verzichtete, war durch Spanien, Neapel und Sicilien, 
Burgund bereits der mächtigsten Fürsten einer, zu mächtig fast für die Freiheiten 
seiner spanischen Unterthanen und der furchtbaren Versuchung kaum gewachsen, 
das Gleichgewicht Europa's nicht über den Haufen zu werfen. 
Vor dieser Gefahr hat Frankreich sich und seine Mitländer geschützt. Zwar 
ohne Nebenstaaten, doch kräftig durch Vereinigung der Krone mit den ehemals 
lockeren Lehcnsstaaten und seinen ununterbrochenen Gebietszusammenhang und 
*) Darauf scheint sich auch eine merkwürdige Aeußernng Maximilians zu beziehen: Der König von 
Frankreich herrsche über Esel, den» sietrügen, was er ihnen auflege; der König von England 
über Engel, denn sie vollbrachten alles Gebotene willig; der König von Spanien über Menschen, 
denn sie folgte» ihm, aber nur in rechten, billigen Dingen; er selber aber über Könige, denn 
keine Fürsten gehorchten ihm nur, so viel ihnen beliebe. 
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