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ncurn protestantischen Prälaten die Landschaft bilden, die Schulden übernehmen
und den Ueberschuß des Kirchengutcs mit verwalten halfen (1565); dort konnte
ein Kaspar Wild zugleich Rath des Fürsten und der Landschaft sein. So hatte
Marimilian durch den Rostocker Theologen Chyträus 1563 seinen Protestanten (viel¬
leicht 3/+ aller Unterthanen) eine eigene Agende fertigen lassen; die vom Herren-
und Ritterstande erhielten das Recht, in ihre» Städten und Schlössern Kirchen
Augsburgischer Confession (die er abdrucken ließ) zu gründen ; endlich auch ein Con-
sistorium oder eine Religionsdeputation. Klöster wurden verschenkt, versetzt, oder
ihr Ueberschuß in die Kammer eingezahlt.
So schien Alles ganz gut zu gehen, als die Uneinigkeit der Protestanten, die
geschlossene Haltung der Römischkatholischen, die neuen Nunciaturen zu Wien,
Cöln, Luzern, Brüssel und die Vorfechter von Rom, die Jesuiten, allmählich die
Reaction — und bei der Zerrissenheit der Evangelischen ungestraft — erleichterten.
Der Herzog Albrecht von Baiern, die geistlichen Fürsten Deutschlands drangen zuerst
durch, wie ungehalten auch der Adel, der in der Reformation einen Schutz gegen
die Fürstcnmacht gesucht hatte, fast in ganz Deutschland darüber war. In Baiern
mußte es der Graf von Ortenburg und seine Freunde büßen, in Sachsen Grum¬
bach und ein unglücklicher Fürst, den der Schlaue für sich gewonnen hatte.
Gleichzeitig mit dem sogenannten Saukrieg in Sachsen 1558 *) (einer faust¬
rechtlichen Vergreifung an dem Meißner Bischof) hatte ein ehemaliger Genosse des
wilden Markgraf Albrecht (Alcibiades) von Brandenburg, der fränkische Ritter
Wilhelm von Grumbach, den Bischof Melchior Zobel von Wirzburg in einer Pri¬
vatsache, wo der Bischof ihn härter als billig behandelt hatte, befehdet und ihn
durch einige seiner Diener 15. April 1558 in Wirzburg ermorden lassen. Grum¬
bach, geächtet und seiner Güter verlustig, foderte die Rcichsritterschaft zu seinem
Beistände auf, und mancher mit der steigenden Fürstenniacbt unzufriedene Adelige
trat bei. Aber die Reichsacht verfolgte und traf sie. Dagegen gelang es Grum¬
bach mit seinen Genossen, von Mandesloh, Zcrtwitz, Stein u. A., bei dem leicht--
gläubigen, aber gegen Kursachscn noch vom Vater her eingenommenen Johann
Friedrich zu Gotha (dem Sohn des schmalkaldiscben Bundeshauptes) Aufnahme zu
erlangen, indem sie ihm ihre Verbindungen und die Möglichkeit, ihm Kursachsen wieder¬
zuverschaffen, vorspiegelten, auch wirklich Attentate zur Ermordung Augusts machten.
Als der Herzog auf alle Warnungen und Abmahnungen nichts gab, wurde die Acht
auch auf den Herzog ausgedehnt, und die Vollziehung dem Kurfürst August auf¬
getragen. Erst nach mehren Monaten brachte ein Aufstand der Bürger und der
Besatzung Gotha und sein Schloß Grimmenflein, welches geschleift wurde, zur
Ucbergabe, als eben August vom Leichenbegängnisse des alten Landgraf Philipp
wieder im Lager eintraf; Johann Friedrich kam in harte lebenslängliche Gefangen¬
schaft nach Wienerisch-Neustadt, wohin ihn seine edle Elisabeth von der Pfalz be¬
gleitete, und Grumbach, Stein, Brandcnstein u. A. wurden schrecklich hingerichtct.
Das Land kam, doch nach Abzug von 4 schönen Acmteru für Augusts Kosten, an
des Herzogs Kinder. Daß auch Marimilian Augusts Bitten, seinen Vetter für
immer unschädlich zu machen, so geneigt Gehör geben mußte! Die damalige Zeit
führte freilich manche andere Sorge für ihn niit sich, wie die blutigen Hugcnotten-
kriege und die scheußliche Bartholomäusnacht, 24. August 1572, und der Kampf
der Niederländer gegen Philipp für Freiheit und für Glauben.
Beide blutige Ereignisse berührten Marimilian noch aus Familicngründen.
Ohnehin durch Theilung des österreichischen Landes beschränkt (denn Tirol und
«) K. W> 93 E> f f t fl e r, Geschichte Sachsens, Hamburg, 1831 II. ll.