433 ets*-»-
Für btc unmittelbare Kriegführung hatte Gustav Adolf Helden an Bernhard,
Bannier, Wrangel, Lorstenson u. A. hinterlaffen; für die diplomatische Leitung
der Angelegenheiten trat nun sein berühmter Canzlcr Axel Orenstferua, schon
längst feine reckte Hand, ganz in den Vordergrund. Ihn soll der hochverständige
Urban VIII. als ein Wesen höherer Natur betrachtet habest. Bald bekam er von
der Regentschaft für die sechsjährige Tochter Gustavs Christina unumschränkte Voll¬
macht über die Heere und Verhandlungen, die er auch sogleich mit tiefer Einsicht
und hohem Muthc nach allen Seiten hin auffasttc, vor Allein des lauen und stets
eifersüchtigen Sachsen, der unter dem Canzler, der auf seiner Universität Witten¬
berg studirt hatte, noch viel weniger als unter dem Könige stehen wollte, sich zn
versichern suchte und-im Heilbronner Bund den fränkischen, schwäbischen und die
zwei rheinischen Kreise unter seinem Directorium zu vereinigen wußte. Ein con-
cilium formatum setzte man ihm mit deutscher Bedächtigkeit au die Seite. Mit
Frankreich, welches gern Schweden von der Leitung des Ganzen verdrängt hätte,
kam blos eine Erneuerung des Beerwalder Vertrags zu Stande (April 1633.)
Bernhard, der schon dem ibm drohenden Canzlcr gesagt hatte, ein deutscher Rcichs-
fürst sei mehr, als 10 schwedische Edcllcute, wurde mit dem Besitz von Franken be¬
lehnt, Horn, Orenstjerna's Schwiegersohn, mit dem des Deutschmeisterthums Mer¬
gentheim. Bernhard beschwichtigte das aufgebrachte Heer durch Geld und Erölehen
an die Officiere. Sie hatten gedroht, sich auf eigene Faust aus den eroberten
Ländern bezahlt zu machen.
Währeud nun ein kleiner Krieg fast überall geführt wird, bald da oder dort
ein Treffen vorfällt, oder eine Stadt genommen wird, zieht Wallenstein die größere
Aufmerksamkeit aus sich. Man sah, es war ihm jetzt, auch als er sein Heer wieder
ergänzt und sich mit Gallas in Schlesien verbunden, weit weniger um kriegerische,
als um diplomatische Erfolge zu thun. Aber in seinen Unterhandlungen, das merk¬
ten bald Alle, Sachsen, Schweden, Brandenburger und Franzosen, war keine
Redlichkeit und Treue, und endlich warnte Einer den Andern vor dem Friedländer.
Sein Hauptplan war, Sachsen, dessen Feldmarschall jetzt Arnim war, und Bran¬
denburg gauz von Schweden loszureißen; dagegen trug er (uach schwedischen Be-
richten) dem Reichscanzler eine Verbindung ihrer Heere an, um Böhmen wieder
zu einem Wahlreich umzuschaffen und den Kaiser in Wien selbst zum Frieden zu
zwingen. Mit Frankreich unterhandelte, doch ohne Schriftliches von Wallenstein
zu haben, sein Schwager Kinsky, und Frankreich versprach ihm den Besitz von Böh¬
men und i Mill. Livres Subsidien. In Wien, wo Walleusteinö Feinde wachsamer,
als seine Freunde waren, gingen seltsame Gerüchte. Darum mußte zur Rechtfer¬
tigung seiner Treue auch einmal ein Schlag geschehen. Er lockte die Sachsen in die
Lausitz und warf sich dann ii. Oct. 1633 auf sooo Schweden und Brandenburger
unter dem alten Grasen Thurn und zwang sie, sich bei Steinau zu ergeben. Thurn,
der bekanntlich noch vom I. 1620 her geächtet war, wurde aber von Wallenstein
entlassen, was frühern Verdacht erhöhete. Auch einige feste Plätze fielen in seine
Gewalt, dann die ganze Lausitz, von wo ihn aber Maximilians von Baiern Bitten
und des Kaisers Befehl nach Franken riefen, weil Bernhard von Weimar (4. Nov.)
Regensburg, Straubingen u. a. Orte wegnahm. Aber über Fürth kam Wallen¬
stein nicht hinaus und zog sich bald, angeblich des Winters wegen, wieder in seine
böhmischen Berge. Der ihm verhaßte Baier mochte sehen, wie er mit Bernhard
auskomme. Gewiß ist, Wallenstein wollte nun auch für sich vortheilhaften Frieden
und zürnte dem Kaiser, der ihn nicht geben mochte; er wollte vor Allem die Erb¬
länder decken oder säubern, damit sie nicht die gleiche Roth, wie Baiern, wo
über das Elend selbst die Bauern Aufstände wagten, oder wie Westfalen (wo bei
28