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Siege den Weg bahnen. In den ersten Monaten d. I. 1633 ging er über den
Oberrhein, nahm Seckingen und Laufenburg und schlug bei Rheinfelden 21. Fcbr.
Johann von Werth so, daß dieser mit dem ganzen Generalstab in seine Hände
fiel; dann nahm er Rheinfelden und Freiburg, und, besonders durch die braven
Würtemberger sehr verstärkt, wagte er sich an die Belagerung von Breisach, ein
glücklicherer Brennus an Deutschlands Capitol! schlug ein kaiserlich-baierisches
Entsatzheer unter Götz bei Wittcnweiher, dann den Herzog von Lothringen und
brachte endlich den tapferen Vertheidiger Reinach durch Hunger zur Capitulation
3. Dec. 1638. Das sollte sein Wirzburg, der Elsaß das ihm versprochene Fran¬
ken werden, Frankreich sollte die Franche Comte bekommen. Aber der selbst von
den Feinden hochgefeierte Sieger erkrankte im nächsten Jahre zu Hnningen und
starb am 8. Juli 1638, wenn auch nicht an Frankreichs Gifte, wie er selbst ge¬
glaubt haben mag, doch zu Frankreichs Freude*).
Sein Tod war ein schwerer Verlust für Deutschland, ein schwererer vielleicht,
als der Ferdinands II., der schon am 15. Dee. 1637 gestorben war. Seiner Zeit
war der Letztere nicht gewachsen; und er mag sich manchmal in seine steirischen
Gebirge zurückgesehnet haben. Er stiftete für sein Seelenheil 16 Jesuiteneollegien
und eine Menge Klöster; er kaufte Christensklaven los und bewirthete Bettler und
Aussätzige; aber er brachte auch sein schönes Böhmen von 3 Millionen auf kaum
800,000 Seelen herab. Fast alle Tugenden des Privatmannes zieren ihn, aber we¬
nige des Fürsten. Von seinem bereits am 22. Dec. 1636 zum römischen Könige
gewählten Sohne Ferdinand III. gilt fast das Nämliche, nur daß er nicht so,
wie sein Vater, unter dem Einflüsse von Spanien und unter der Leitung der Je¬
suiten stand. Das gab von dieser Seite wenigstens einige Friedenshoffnung.
Der Krieg im Norden dauerte mit wechselndem Erfolg. Glaubten die Kaiser¬
lichen (Götz, Hatzfeld) Banniern bei Torgau so cingeschlossen zu haben, daß er sich
ergeben müsse, so brach er durch ihre ungeheure Ueberzahl Juni 1637 siegreich hin¬
durch (sie hätten ihn im Sacke gehabt, aber vergessen, diesen zuzumachen, sagte er)
und gelangte nach Pommern, wo des kinderlosen Bogislaw XIV. Tod März 1637
Brandenburg zwar zur Erbschaft berechtigte, die aber die Schweden ihm vorerst
vereitelten. Dieß führte nun auch Georg Wilhelm offen auf des Kaisers Seite
und brachte die Schweden fast um Pommern; aber Gallas konnte sich selbst in dem
ausgesaugten Lande nicht halten, und die Schweden regierten nun das wiederge¬
wonnene wie ihre eigene Provinz, drangen dann siegreich in die Mark und über
das Erzgebirg nach Böhmen und beschossen selbst Prag, Liliehök und Stolhanß,
räumten Schlesien und die Marken auf; der Kurfürst von Brandenburg wartete
aber ihren Besuch in Berlin nicht ab und ging nach Preußen.
Um Bernhards Heer und Eroberungen buhlten Frankreich, Oesterreich und
Schweden. Einer der vier Directoren desselben, der Schweizer Erlach, verkaufte
endlich Land und Leute an Frankreich, und nun trat Frankreich wieder den erzürn¬
ten Schweden, welche Erzherzog Leopold Wilhelm, des Kaisers geistlicher und doch
auch schlagfertiger Bruder, aus Böhmen vertrieben hatte, zu Erfurt näher; Georg
von Lüneburg und Amalie, Landgräfin von Hessen, eine seltene Frau, verbanden
sich gleichfalls mit ihnen, und durch den neuen Landesherrn von Brandenburg
Friedrich Wilhelm, den großen Kurfürsten, verlor der kaiserlich gesinnte Graf
Adam von Schwarzenberg seinen mächtigen Einfluß. — Dagegen trat auch K.
Ferdinand mehr zu den alten verfassungsmäßigen Formen zurück und hielt sogar zu
Rcgensburg 1640 einen Reichstag, der jedoch fast das seltsame Schicksal gehabt
") Nicht vergiftet, ob eS wvhl damalS allgemeine Sage war: Nvse II. 328, 427. E§ mag GrvtiuS
2Lort hier gelren: veneni, cujus suspicionem vix vilaie possunt potentum exitus.