-w-3 482 .o«-'
dauernden Siegen bis Warschau vor und ließ dort den Woiwoden von Posen
Stanislaus Lcsczinskp (12. Jul. 1705) auf den polnischen Thron erheben. Dann
drang er unter lauter glücklichen Gefechten gegen den Sachsen in seines Gegners
Kurstaat ein, wo August im Friede» von Altranstädt bei Leipzig (welches Letztere der
neue Hannibal zu seinem Capua machte) 24. Septbr. 170st auf die polnische Krone
zu Gunsten Lesczinsky's verzichten mußte, nachdem schon früher die Seele des Krie¬
ges, der flüchtige Liefländer General Patkul, geopfert worden war. In Altranstädt
erschien auch Marlborough und erhielt das Versprechen des Königs, sich nicht in
den spanischen Erbfolgckricg zu mischen*). Wäre Karl mehr der Vernunft als
seiner Leidenschaft gefolgt, so würde er weder Polen noch Sachsen besucht, sondern
seinen gefährlicher» Gegner Peter stets im Auge behalten haben. Denn dieser
hatte untcrdeß die schwedischen Provinzen, besonders Jngermanland, erobert und
— als gälte es, sogleich ein Siegel auf die neue Erwerbung zu drücken — dort
Petersburg zu gründen angcfangcn (1703), dann Liefland erobert und, als er
endlich Karls Rückkehr gegen ihn vernahm, ihm durch Verwüstung seines eigenen
Landes den Weg nach Petersburg versperrt. Ucberdem ließ Karl sich durch den
Kosakcnhetman Mazeppa — den polnischen Abenteurer, den ein beleidigter Ehe¬
mann einst auf ein wildes ukrainisches Pferd gebunden, und dieses durch Dick und
Dünn und fast zerrissen den Kosaken zugeschleppt hatte — in die Ukraine locken
(Aug. 1708). Daß Peter untcrdeß den Krieg gelernt und sein Sclbstavanccment
vom Trommler aufwärts zum General verdient hatte, zeigte (nachdem schon die
Schweden unter Lcionhufwud (Löwenhauptsl 8. Oct. 1708 bei Liesna geschlagen
worden) die Schlacht bei Pultawa, welches Peter von Karls Belagerung zu ent¬
setzen suchte (8. Jul. 1709). Die Folgen dieses Tages waren ungeheuer. Karl
selbst wurde über den Pruth in die Türkei versprengt, wo er nun die Pforte zum
Kriege gegen Peter reizte. Der Kurfürst von Sachsen stellte sich als König von
Polen her; Dänemark vergaß den Travcndahler Frieden. Beide verbanden sich mit
dem Czar, und Friedrich IV. fiel in Schonen ein; der Rest der Schweden zog sich
aus Polen nach Pommern. Die Seemächte, welche eine Einmiscknng der Schweden
in den gleichzeitigen spanischen Erbfolgekrieg fürchteten, vermittelten im Haager
Concert (Vertrag) 31. März 1710 die Neutralität aller schwedisch-deutschen Pro¬
vinzen. — Als aber die Einschließung Peters am Pruth ohne Vernichtung der
Russen durch Katharina's — des Mädchens von Marienburg — Bestechungskünste
abgclaufcn war, reizten die schwedischen Ncbenländer in Deutschland die Verbün¬
deten, zu denen auch der zweite König Preußens Friedrich Wilhelm I. (seit 1713)
trat. Dänemark bemächtigte sich der Herzogthümer Bremen und Verden und be¬
setzte die Länder der Linie Holstein-Gottorp; Polen und Preußen breiteten sich in
Pommern aus. Der Verkauf von Bremen und Verden an Hannover zog auch diese
Macht und England mit in den Krieg (1714), bald nachdem Karl — nach jener
merkwürdigen Vertheidigung im Hause Warnitza gegen 10,000 Janitscharen, der
sogenannten Löwenjagd—als sein eigener Courier mit unglaublicher Schnelle (in
17 Tagen 300 deutsche Meilen) von der Türkei nach Stralsund geritten war. Und
als auch dicß endlich nicht mehr zu retten stand, brachte Karl nichts mehr, als sich
selbst und seinen ungebeugten Muth nach Schweden heim. Seine (und des berühm¬
ten Ministers Graf Görz) weitern Plane, sich mit Rußland auszusöhncn und über
») K. Joseph mußte um I. Sept 1707 einen Vertrug mit Kurl XII. cingehen, die den Protestunten
in Schlesien entzogenen 118 lutherischen Kirchen ihnen zurückzugehen und die Protestunten zu
öffentlichen Aemtern zuzulnssen Als der Pupst dagegen prvtestirte, erklürte Joseph dem Nun¬
tius: „er wisse nicht, was er gethnn Huben würde, wenn Kurl von ihm verlungt Hütte, Luthe-
runer zu werden!"