Handel und Völkerverkehr des Mittlern Asien's.
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südlichen oder Kuwan, und nahmen dann ihren Weg durch die Sand¬
wüste Kistl Koum, in der nördlichen Bucharei, nach der Stadt
Buchara. Aber verschiedene Ursachen verhindern es, daß die Cara-
vanen nicht stets dieselben Wege nehmen können. Theils ihre Un¬
sicherheit durch die räuberischen Nomaden, theils das Bedürfniß des
Futters und Wassers für die Kameele, die man nur in befreundeten
Gebieten darf weiden lassen. Die Chiwaer haben vier Wege, um mit
Rußland zu handeln. Der erste geht zwischen dem Aralsee und dem
caspischen Meere gerade durch die Kirgisen-Steppe nach Orenburg.
Dieser Weg setzt Ruhe, und in der Steppe Verbindungen voraus mit
den Kirgisen, lvelches seit einigen Jahren nicht der Fall ist. Der
zweite führt líber Sarutschek und längs der russischen Grenze nach
Orenburg. Durch diesen Umweg suchen die Chiwaer den Anfällen
der Kirgisen zu entgehen. Der dritte geht von Sarutschek nach Astra-
kan, voll wo die Maaren zu Wasser auf der Wolga nach Neu-Now-
gorod gebracht werden. Der vierte geht von Chiwa nach Karagan,
und voll da über das caspische Meer nach Astrakan. Von diesen
sind der zweite und dritte die gewöhnlichsten.
In wie fern diese Nachrichten auf den scythischen Handel Anwen-
dullg leiden, wird unten deutlich werden, wenn wir vorher die Handels¬
straße von den Ufern des schwarzen Meeres und den dortigen griechi¬
schen Handelsstädten bis zum Ural werden erforscht habeil.
Wenn gleich Herodot den Weg nicht genau bestimmt hat, den diese
Handelsgesellschaften nahmen, so läßt er sich doch mit hinreichender
Sicherheit festsetzen. Durch sieben anders redende Völkerschaften zogen
die scythischen und griechischen Handelsleute, und bedurften daher eben
so vieler Dollmetscher, sich verständlich zu machen. Diese Völkerschaften
könneil keine andere sein, als die der Schriftsteller selber beschrieben
hat: die Tauner, die Sarmaten, die Budinen und Gelonen, die
Thyssageten, die Jyrken und endlich die Argippäer.
Wenn man also Olbia mit Herodot als den Handelsplatz annimmt,
in dessen Nähe sich die Caravanen bildeten, so ging der Zug zuerst
durch die waldige Region oder die Gegend Hyläa, längs den Küsten
des azowschen Meeres, bis zu den Ufern des Tanais oder Dons.
Dies waren die Wohnsitze der Tauri, die sich nicht blos ans die nach
ihnen genannte Halbinsel beschränkten. Man passtrte diesen Fluß und
kam so in die große Steppe von Astrakan, zog alsdann in einer
nördlichen Richtung durch das Land der Sarmaten, bis man zu den