Full text: Alte Geschichte (Theil 1)

Von den Doriern. 
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der eine verkrüppelt, denn er war taub, der andere aber in allen 
Stücken herrlich vor seinen Gespielen. Dieser hieß Atys, und diesen 
Atys, sagte ihm sein Traum, würde ihm eine Eisenspitze tobten. 
Und als er erwachte und die Sache bei sich überlegte, hatte er große 
Furcht vor dem Traum. Er gab seinem Sohne schnell eine Frau, 
und da er sonst pflegte die Lyder in Kriegszügen anzuführen, sandte 
er ihn nicht mehr zu diesem Geschäft ans; ja, er ließ Wurfspieße 
und Lanzen und alle dergleichen Dinge, die man im Kriege braucht, 
aus den Männersäleit wegnehmen und alle in die Gemächer bringen; 
auf daß nicht etwa eines von der Wand hernnterfiele auf seinen 
Sohn. 
Als er nun gerade seinem Sohn die Hochzeit ausrichtete, kanr nach 
SardiS ein Mann, von schwerem Unglück befangen, mit mordbefleckten 
Händen, ein Frygcr ans dem königlichen Geschlecht. Dieser kam in 
Krösus Haus rurd bat um die reinigende Sühne nach des Landes 
Sitte. Krösus vollzog sie — bei den Lydern geschieht die Sühne 
fast eben, wie bei den Hellenen — und als er die Gebräuche vollendet 
hatte, erkundigte er sich, wer unb woher er wäre und sprach also: 
Lieber Mann, wer bist Du, und aus welcher Stadt Frygien's kommst 
Du als Genosse in mein Haus? Welchen Mann oder welches Weib 
hast Du erschlagen? 
Er aber antwortete: Mein König, ich bin ein Sohn des Gordios, 
des Sohnes Midos und heiße Abrostos. Ich habe aus Versehen 
meinen eigenen Bruder erschlagen und komme nun zu Dir, von mei¬ 
nem Vater vertrieben und aller Habe beraubt. 
Krösus aber antwortete und sprach: Von Freunden stammst Du, 
zu Freunden bist Du gekommen. Bleibe bei mir und es soll Dir an 
nichts fehlen. Trage aber Dein Unglück mit Geduld, das wird Dir 
vornämlich frommen. (Herodot.) 
3. Won Sen Doriern. 
Als Anacharsis, der Skythe, die sämmtlichen Stämme der Griechen 
besucht und unter ihnen gelebt hatte, soll er geurtheilt haben, „daß es 
ihnen allen an Muße und Ruhe fehle für die gestammte Weisheit, 
mit Ausnahme der Lakedämonier. Denn mit diesen allein könne man 
besonnener und verständiger Rede pflegen." Es war ihm ohne Zweifel 
das Leben der übrigen Hellenen als ein unruhiges, bewegtes Treiben,
	        
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